Kommentar Postbank-Datenskandal: Legal, illegal, uns doch egal

Die Postbank lässt freie Mitarbeiter auf Daten ihrer Kunden zugreifen. Nur mithilfe der Politik lässt sich etwas ändern. Die muss endlich in der digitalen Gesellschaft ankommen.

Die Postbank lässt freie Vertriebsmitarbeiter auf die Kontodaten und die Umsätze ihrer Kunden zugreifen. Das ist keine Datenpanne, sondern das ist knallharte Geschäftspraxis nach dem Motto legal - illegal - uns doch egal - und passt im Übrigen bestens zu der Werbekampagne der Postbank "Unterm Strich zähl ich". Die meisten Unternehmen scheinen der Ansicht zu sein, dass hinter dem "Wir wollen doch nur Geld verdienen" alles andere zurückstehen müsse: Verbraucherschutz, Datenschutz und Arbeitnehmerrechte. Das wird sich erst ändern, wenn Datenschutzvergehen zu einem echten finanziellen Verlust bei den Unternehmen führen - und das ist zurzeit noch nicht der Fall.

Natürlich schadet dieser Skandal dem Ruf der Postbank und könnte einige KundInnen dazu bewegen, die Bank zu wechseln. Doch tritt nach dem x-ten Datenschutzskandal in der Öffentlichkeit ein gewisser Sättigungseffekt ein. Das Gefühl der Ohnmacht, das damit einhergehen kann, ist gefährlich. Denn es zementiert die Passivität der Verbraucher und die nützt nur den Unternehmen.

Es gibt eine beredte Parallele zum Umweltschutz: Jahrzehntelang wurde die Vergiftung der Umwelt als unausweichliche Nebenwirkung der Industrialisierung akzeptiert. Kritikern empfahl man nonchalant, sie könnten ja gerne zurück auf die Bäume gehen.

Auch heute gilt, dass die Digitalisierung und Vernetzung quasi naturgesetzlich Datensammlungen, Kontrolle und Überwachung mit sich bringen würden. Das ist Unsinn: Wir können etwas ändern: Entwicklung datenschutzgerechter Technik, unabhängige Kontrollen und wirksame Sanktionen, Einziehen von Unternehmensgewinnen, die durch Datenschutzvergehen erzielt wurden. Aber nur mithilfe der Politik. Die muss endlich in der digitalen Gesellschaft ankommen.

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