Kommentar Der Papst in Israel: Mehr Demut wagen

Die Reise des Papstes nach Israel muss nicht scheitern. Mit Zuhören, Demut und vielleicht auch Schweigen könnte einiges wieder gekittet werden.

Israel-Reisen von Päpsten sind nie einfach. Auch Benedikt XVI. wird es schwer haben. Die Straßen von Jerusalem sind nicht mit Gold gepflastert, sondern mit Fettnäpfchen:

Da ist der ewige Nahostkonflikt, zu dem vom Papst im Heiligen Land bleibende und ausgeglichene Worte erwartet werden. Da sind die Palästinenser, zu einem beträchtlichen Teil christlich, für die der Papst deutlich Partei ergreifen könnte - wenn deren Interessen nicht frontal mit den berechtigten Ansprüchen des jüdischen Staates kollidieren würden, der ohne den Holocaust kaum denkbar wäre. Und schließlich ist da das komplexe katholisch-jüdische Verhältnis. Dieses schien nach der Abkehr vom christlichen Antijudaismus durch das Zweite Vatikanische Konzil seit etwa 40 Jahren entspannt zu sein. Bis das jüngste Gerangel um die Karfreitagsfürbitte, die Judenmission und die Williamson-Affäre offenbarte, wie fragil die große Annäherung von Rom und Jerusalem in Wirklichkeit ist. Und wäre das nicht alles schon genug, reist mit Joseph Ratzinger auch noch ein Deutscher nach Israel, der früher Mitglied der Hitlerjugend war. Angesichts dieser Belastungen ist der 82-jährige Pontifex maximus fast ein wenig zu bemitleiden. Muss diese Reise scheitern?

Keineswegs. Natürlich wird seine Reise nach Israel hinter der Pilgerfahrt seines Vorgängers Johannes Paul II. im Jahr 2000 zurückbleiben. Hier verschmolzen Weltpolitik und Lebensgeschichte zu einem bewegenden Spektakel. Benedikt XVI. aber hat die Chance, gerade durch christliche Demut, durch Zuhören und vielleicht durch Schweigen einiges gutzumachen, was in den vergangenen Monaten gründlich schieflief. Die Konstellation im Vorfeld gleicht ein wenig der bei der Türkeireise des Papstes nach seiner sehr missverständlichen "Regensburger Rede": Du hast keine Chance - aber nutze sie.

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