Kommentar Islamkonferenz: Mühsame Verständigung

Von Runde drei der Islamkonferenz sollte man nicht zuviel erwarten. Wie die Religion in den Alltag integriert werden soll, wird diskutiert. Zuerst muss der Islam aber zu einer Stimme finden.

In der Islamkonferenz gibt es Streit. Die unabhängigen Muslime werfen den konservativen Verbandsvertretern vor, die Debatte zu dominieren und sich in ihren rückwärts gewandten Positionen einzumauern. Und Innenminister Schäuble würde herzlich wenig tun, um das zu verhindern. Ein Vertreter der unabhängigen Muslime hat deshalb seine Mitarbeit aufgekündigt. Und die Islamkritikerin Necla Kelek drohte damit, eine von den Verbandsvertretern im Nachhinein verwässerte Resolution zum Wertekonsens nicht mitzutragen.

Die Kritik ist berechtigt. Und dennoch ist es sinnvoll, die Arbeit der Islamkonferenz fortzusetzen. Die Anerkennung des Islams als selbstverständlicher Teil der deutschen Gesellschaft ist überfällig. Ebenso die Verständigung darüber, wie sich die Integration der Muslime in den Alltag vollziehen kann.

Verbindliche, praktische Lösungen allerdings darf man von der Konferenz nicht erwarten - nicht nur, weil der Dialog mit den Muslimen jahrzehntelang schlicht nicht stattgefunden hat und deshalb Zeit braucht. Das Dauerthema islamischer Religionsunterricht lässt sich schlecht bundesweit regeln, denn Schulpolitik ist Ländersache. Auch ein einheitlicher Ansprechpartner, den der Staat so gern unter den Muslimen hätte, wird sich auf der Konferenz kaum herausbilden. Die konservativen Verbände vertreten eben nur einen kleinen Teil der Muslime hierzulande, die unabhängigen Muslime meist nur sich selbst. Dass sie zu einer Vertretung zusammenfinden, die mit einer Stimme spricht und die von den Muslimen hierzulande akzeptiert wird, ist unwahrscheinlich.

Und so könnte es sich als falsch erweisen, dass Schäuble auf einen Zusammenschluss der Muslime gedrungen hat. Denn das Ergebnis ist der Koordinierungsrat, zu dem sich die vier konservativen Verbände zusammentaten. Die vergleichsweise offene DITIB spricht sich nun mit den drei anderen Organisationen ab, was bislang nicht zu mehr Aufgeschlossenheit führt. Im Gegenteil. Die Islamkonferenz macht nur Sinn, wenn dort offen diskutiert wird. Darauf muss der Innenminister drängen. Lassen sich die Verbände nicht darauf ein, sollte er die Konferenz kippen. SABINE AM ORDE

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Jahrgang 1966, Politikwissenschaftlerin und Journalistin. Seit 1998 bei der taz - in der Berlin-Redaktion, im Inland, in der Chefredaktion, jetzt als innenpolitische Korrespondentin. Inhaltliche Schwerpunkte: Union und Kanzleramt, Rechtspopulismus und die AfD, Islamismus, Terrorismus und Innere Sicherheit, Migration und Flüchtlingspolitik.

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