Kolumne Vuvuzela 9: Muss jetzt der Kaiser ran?

Nach dem Serben-Schock fragt ganz Deutschland: Ist Jogi Löw (50) der richtige Mann für unsere Zauber-Jungs? Können wir mit ihm Weltmeister werden? Die bittere Analyse.

Nach dem Serben-Schock fragt ganz Deutschland: Ist Jogi Löw (50) der richtige Mann für unsere Zauber-Jungs? Können wir mit ihm Weltmeister werden?

Die bittere Analyse: Während des Serben-Spiels ist Löw völlig kopflos: Brüllen, Toben, Wasser-Flaschen-Werfen, sonst nichts. Bringt erst 33 Minuten nach Platzverweis für Knipser-Klose (29) neuen Stürmer! Holt dafür Messi Özil (21) raus! Lässt Bayern-Bub Badstuber (21) quälende 77 Minuten auf dem Platz! Verhindert nicht, dass Poldi (25) den Elfer schießt! Gibt keine Anweisungen, auf den irren Malle-Schiri zu achten und keine unnötigen Karten zu riskieren! Schickt keinen in die serbische Gelber-Kette, um Gelb-Rot zu provozieren.

Nach dem Spiel wird deutlich: Löw wusste nicht mal, gegen wen wir da gespielt haben: "Man muss sagen, dass man in der Platzhälfte von Bosnien nicht so reingehen muss." Und: "Ich hatte das Gefühl, dass die Kroaten auch noch ein paar Möglichkeiten hatten." Aber: Jugoslawien gibt’s nicht mehr – außer im Kopf des verwirrten Jugo-Jogi. Am Tag danach feixt er rum ("Ich bin mit einem guten Gefühl aufgewacht"), ist aber genauso kopflos: "Nach so einem Spiel lassen wir uns nicht, sagen wir mal, aus der Ruhe bringen oder nervös werden lassen." Nicht mal vom Regelwerk hat er Ahnung: "Gelbe Karten werden nach der Vorrunde gestrichen." Falsch! "Gestrichen wird nach dem Viertelfinale", weiß taz-Experte Wolf Schmidt (31).

Als Assistent von Sommermärchen-Klinsi (jetzt 45) hat Löw seinen Job (Bälle aufpumpen, Hütchen aufstellen) gut gemacht. Aber taugt ein Hütchen-Aufsteller als Chef? Und was ist mit dem neuen Assi Hansi Flick (45)? Vor dem Serben-Spiel sagte Assi-Hansi: "Die Tipps der Mama sollten sich die Spieler immer wieder ins Gedächtnis rufen." Arme Jungs, jetzt müssen ihre Mamas sie auf ein WM-Spiel vorbereiten.

Das schlimmste ist: Anders als Sommermärchen-Klinsi (Weltmeister 1990) hat Löw keine Ahnung, was das ist: Weltmeister. Seine beste Zeit als Fußballer verbrachte er beim SC Freiburg in der Zweiten Liga (187 Spiele/56 Tore), als Trainer scheiterte er bei Normalo-Clubs (VfB, Fenerbahce, Austria). Und die Nationalmannschaft kennt er nur aus der U-21 (4 Spiele/0 Tore).

Anders die Konkurrenz: Maradona (49, Argentinien), Dunga (46, Brasilien), Parreira (67, Südafrika) und Lippi (62, Italien) wurden als Spieler oder Trainer Weltmeister, Rehagel (71, 750.000 Euro Jahresgehalt von unseren Steuergeldern) machte seine Pleite-Griechen zum Europameister - sie und viele anderen Coachs spielten in Nationalmannschaften und großen Clubs, gewannen Europapokale, Meisterschaften, hatten viel Geld, schöne Frauen, schnelle Autos – alles. Selbst Kim Jong-hun (54, Nordkorea) feierte mit dem Spitzenclub „Sportgruppe 25. April“ große Erfolge. Ein Blick auf die Trainer-Bänke der anderen zeigt: Franzosen-Trainer Domenech (58) ist blöder, aber keiner ist spröder.

Vor der Ghana-Schlacht (Mittwoch, 20.30 Uhr) fragen alle: Muss wieder Kevin-Prince Boateng (23, für das Bundesverdienstkreuz vorgeschlagen) ran? Kann er Deutschland ein zweites Mal befreien, nach Michael Ballast (33) auch das Sprödi-Löw-Problem erledigen? Und: Ist der Hubschrauber schon gemietet, um den Kaiser (64) ans Kap zu bringen? Macht Klinsi den Assi? Oder müssen Magath (56) und Matthäus (49) ran? Und: Kriegen wir dann endlich Sommermärchen-Wetter?

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Von Juli 2007 bis April 2015 bei der taz. Autor und Besonderer Redakteur für Aufgaben (Sonderprojekte, Seite Eins u.a.). Kurt-Tucholsky-Preis für literarische Publizistik 2011. „Journalist des Jahres“ (Sonderpreis) 2014 mit „Hate Poetry“. Autor des Buches „Taksim ist überall“ (Edition Nautilus, 2014). Wechselte danach zur Tageszeitung Die Welt.

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