Kommentar FDP-Parteitag : Rösler ist FDP light

Es gab keinen Neuanfang auf dem Parteitag. Die FDP-Führung hat nur die Plakate ausgewechselt: Es gibt zwar jetzt einen lächelnden Parteichef, die Politik bliebt aber die alte.

Coca-Cola hatte einmal eine brillante Idee. Der Konzern ersann eine Lightversion seines Produkts, nicht so gesundheitsschädlich und doch lecker. Vom neuen Zeitgeist angehauchte Kunden sollten gewonnen werden.

Die FDP hat auf ihrem Parteitag Ähnliches versucht, mit einem entscheidenden Unterschied: Die FDP will classic und light zugleich sein, sozusagen zwei Getränke in einem Glas. Das kann nicht klappen.

Die FDP war in ihrer wechselhaften Geschichte häufig eine Partei der Motivatoren. Walter Scheel ließ die Honoratiorenpartei mit seinem Schlager "Hoch auf dem gelben Wagen" sympathisch erscheinen.

Heute soll ihr neuer Chef Philipp Rösler im Schaufenster höhere Umfragewerte erlächeln. Rösler ist FDP light. Aber hinter ihm im Regal steht weiterhin die FDP classic.

Rösler bestreitet gar nicht, dass die Partei unter seiner Führung sich nicht grundsätzlich ändern wird. Keine Rede davon, die Begünstigungen für Hoteliers, Ärzte oder Apotheker zurückzunehmen. Keine aktive Gestaltung des Atomausstiegs, sondern zähes Geschehenlassen. Nach dem Motto: Atomkraft? Dann eben nicht.

Beim Thema Bildung hätte die Partei die Chance gehabt, sich als modernes Produkt zu bewerben: Das im Grundgesetz verankerte Verbot von Bund und Ländern, in Bildungsfragen zusammenzuarbeiten, ist unsinnig. Doch ein entsprechender Antrag, der die große Tradition sozialliberaler Bildungspolitik hätte wiederaufleben lassen können, wurde vertagt.

Die FDP hat in Rostock nur die Plakate ausgewechselt. Weg vom bellenden Slogan "Mehr Netto vom Brutto", hin zu Bildern lächelnder Menschen, die den Satz vervollständigen: "Freiheit ist für mich …" Die FDP will künftig Classic- und Light-Produkt zugleich sein. Eine ungesunde Mixtur.

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Schriftsteller, Buchautor & Journalist. Von 2005 bis 2014 war er Politik-Redakteur und Kolumnist der taz. Sein autobiographisches Sachbuch "Das Erbe der Kriegsenkel" wurde zum Bestseller. Auch der Nachfolger "Das Opfer ist der neue Held" behandelt die Folgen unverstandener Traumata. Lohres Romandebüt "Der kühnste Plan seit Menschengedenken" wird von der Kritik gefeiert.

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