Kommentar Atomverhandlungen: Überflüssige Eskalation

Mit harten Worten werden die USA nicht die erforderlichen Signale setzen können, um den Atomwaffensperrvertrag im Konflikt mit dem Iran zu stärken.

Schon vor Beginn der New Yorker Konferenz zur Überprüfung des Atomwaffensperrvertrags waren die Erfolgsaussichten gering. Mit ihren Eröffnungsreden haben Irans Präsident Ahmadinedschad und US-Außenministerin Clinton die Gefahr des Scheiterns der Konferenz noch erhöht. Ahmadinedschad formulierte eine eindeutige Absage an die Entwicklung und den Besitz von Atomwaffen und unterbreitete sinnvolle, konkrete Vorschläge zur Stärkung des Vertrages und für seine Erweiterung zu einem atomaren Abrüstungsabkommen.

Hätte es der iranische Präsident dabei belassen, er hätte die verdiente Aufmerksamkeit bekommen. Stattdessen provozierte Ahmadinedschad mit seinen Polemiken gegen die Atomwaffenpolitik der USA den "diplomatischen Eklat", der nun erneut alle Schlagzeilen füllt und von einer konstruktiven Debatte ablenkt.

Zumindest mit ihren sachlichen Vorschlägen steht die iranische Führung keineswegs "international völlig isoliert", wie das Weiße Haus behauptet. Hinter Clintons harscher Bestrafungsrhetorik in Richtung Teheran war die Frustration zu spüren, dass die Obama-Administration bei ihren Bemühungen um verschärfte Sanktionen gegen Iran im UNO-Sicherheitsrat nicht mal unter den nichtständigen Ratsmitgliedern die notwendigen Stimmen zusammenhat, abgesehen von einem eventuellen Veto Chinas.

Auch das Kalkül, mit harten Worten gegen Teheran die nötigen Stimmen republikanischer Senatoren für die Ratifikation von zwei wichtigen atomaren Rüstungskontroll- und Abrüstungsverträgen zu gewinnen, dürfte kaum aufgehen. Damit werden die USA nicht die erforderlichen Signale setzen können, um den Atomwaffensperrvertrag zu stärken.

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Journalist und Buchautor, Experte für internationale Beziehungen und Konflikte. Von 1988-2020 UNO- und Schweizkorrespondent der taz mit Sitz in Genf und freier Korrespondent für andere Printmedien, Rundfunk-und Fernsehanstalten in Deutschland, Schweiz,Österreich, USA und Großbritannien; zudem tätig als Vortragsreferent, Diskutant und Moderator zu zahlreichen Themen der internationalen Politik, insbesondere:UNO, Menschenrechte, Rüstung und Abrüstung, Kriege, Nahost, Ressourcenkonflikte (Energie, Wasser, Nahrung), Afghanistan... BÜCHER: Reform oder Blockade-welche Zukunft hat die UNO? (2021); Globales Chaos-Machtlose UNO-ist die Weltorganisation überflüssig geworden? (2015), Die kommenden Kriege (2005), Irak-Chronik eines gewollten Krieges (2003); Vereinte Nationen (1995) AUSZEICHNUNGEN: 2009: Göttinger Friedenspreis 2004:Kant-Weltbürgerpreis, Freiburg 1997:Goldpreis "Excellenz im Journalismus" des Verbandes der UNO-KorrespondentInnen in New York (UNCA) für DLF-Radiofeature "UNO: Reform oder Kollaps" geb. 1954 in Köln, nach zweijährigem Zivildienst in den USA 1975-1979 Studium der Sozialarbeit, Volkswirtschaft und Journalismus in Köln; 1979-81 Redakteur bei der 1978 parallel zur taz gegründeten Westberliner Zeitung "Die Neue"; 1981-87 Referent bei der Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste, verantwortlich für die Organisation der Bonner Friedensdemonstrationen 1981 ff.; Sprecher des Bonner Koordinationsausschuss der bundesweiten Friedensbewegung.

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