Kommentar Meisner-Beschimpfung: Überkandidelte Empörung

Die Vokabel "Hassprediger" darf offenbar nur für Muslimisches verwendet werden? Die Sprachinszenierung des Grünen-Abgeordneten Volker Beck traf jedenfalls den Richtigen.

Neulich hatte sich Claudia Roth über den Augsburger Bischof Walter Mixa aufgeregt - und ihn einen "durchgeknallten, spalterischen Oberfundi" genannt. Nun hat sich Roths männliche Politprofilentsprechung, der Abgeordnete Volker Beck, ebenfalls aus dem Fenster gelehnt und den Kardinal Joachim Meisner einen "Hassprediger" gescholten, weil der die Eingetragene Lebenspartnerschaft (bekannt als: Homoehe) als eine die Menschheit zugrunde richtende Institution begreift.

Beck muss sich nun Kritik gefallen lassen, weil die Vokabel "Hassprediger" wohl nur für Muslimisches benützt werden darf. Falsch: Ein in Deutschland sprechender Imam unterscheidet sich von einem Bischof nur dadurch, dass Ersterer hier nicht über die gleiche Macht verfügt wie Zweiterer.

Misslich aber ist, dass nur Roth wie Beck Worte wider die Kleriker finden - und kein Liberaler, kein Sozialdemokrat und Linker einstimmen mag. Feiges Pack! Dass Roth neulich wie aktuell Beck sich eines überkandidelten, pseudoempörten Tremolos bedienten, als ob sie nicht wüssten, mit wem sie es zu tun haben, darf natürlich gesehen werden. Eine wohlfeile Sprachinszenierung zum Wochenende, um ja bei den Zeitungen nicht vergessen zu werden. Typisch Beck. Aber es traf den Richtigen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Postbote, Möbelverkäufer, Versicherungskartensortierer, Verlagskaufmann in spe, Zeitungsausträger, Autor und Säzzer verschiedener linker Medien, etwa "Arbeiterkampf" und "Moderne Zeiten", Volo bei der taz in Hamburg - seit 1996 in Berlin bei der taz, zunächst in der Meinungsredaktion, dann im Inlandsressort, schließlich Entwicklung und Aufbau des Wochenendmagazin taz mag von 1997 bis 2009. Seither Kurator des taz lab, des taz-Kongresses in Berlin, sonst mit Hingabe Autor und Interview besonders für die taz am Wochenende. Kurator des taz lab und des taz Talk. Interessen: Vergangenheitspolitik seit 1945, Popularkulturen aller Arten, besonders der Eurovision Song Contest, politische Analyse zu LGBTI*-Fragen sowie zu Fragen der Mittelschichtskritik. Er ist auch noch HSV-, inzwischen besonders RB Leipzig-Fan. Und er ist verheiratet seit 2011 mit dem Historiker Rainer Nicolaysen aus Hamburg.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.