Kommentar Commerzbank: Ungliebte Staatsknete

Die Rettung der Commerzbank wird sich für den Staat nicht auszahlen. Die Spende von einer Milliarde Euro ist nicht mehr als ein Almosen.

Mit Großbanken ist nicht gut Kirschen essen. Wer daran Zweifel hegte, wird von Commerzbank-Boss Blessing eines Besseren belehrt. 2008 hatte Vater Staat das marode Institut mit Milliarden vor dem Ende bewahrt, der Bund übernahm 25 Prozent der Aktien und finanzierte den Aufstieg der Commerzbank zum zweitgrößten Geldgiganten in Deutschland gleich mit.

Nur durch die ungeliebte Staatsknete war es möglich, die weit größere Dresdner Bank von der Allianz zu kaufen. Zur Freude auch des Versicherungsriesen, der den Verlustbringer günstig loswurde.

Insgesamt investierte die Bundesregierung 18,2 Milliarden Euro in die Commerzbank. Wie gewaltig diese gewaltige Summe in Wirklichkeit ist, wird deutlich bei einem Blick auf den heutigen Kurzettel: An der Börse ist die gesamte Commerzbank kaum mehr als 7 Milliarden Euro wert.

ist Wirtschaftsautor bei der taz.

Die Rettung des - nach der Hypo Real Estate - schlimmsten Falles wird sich für den Staat nicht auszahlen. Der aus einer Bankiersfamilie stammende Blessing spendiert dem Steuerzahler mit großer Geste gerade mal eine Milliarde Euro. Nicht mehr als ein Bakschisch, ein Almosen. Nach dem Zinssatz, den öffentliche Landesbanken für ihre Rettungspakete zahlen müssen, wäre die dreifache Summe fällig.

Nicht auszahlen tut sich die faktische Verstaatlichung noch aus einem weiteren Grund. In der Commerzbank blieb alles wie gehabt: Bankerboni und globales Investmentbanking, überbordende Ziele für kommende Eigenkapitalrenditen und eine rigide Kunden- und Personalpolitik.

Beide Regierungen Merkel haben es versäumt, eine "etwas andere" Bank zu prägen. Stattdessen wurde über den Umweg der Bankenrettung der deutsche Finanzmarkt nach den Wünschen der hiesigen Global Player ausgerichtet. Diese wünschen auch ein Ende der Landesbanken.

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Soziologe und promovierter Wirtschaftswissenschaftler. Spezialgebiete: Banken/Versicherungen/Finanzmärkte und maritime Industrie. Arbeitet seit 1995 als freier Wirtschaftspublizist in Hamburg. Zahlreiche Buchveröffentlichungen, zuletzt „Gewinn ist nicht genug! 21 Mythen über die Wirtschaft, die uns teuer zu stehen kommen“, Rowohlt Verlag, Reinbek 2021.

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