Kommentar Olympische Schwimmer: Verseuchtes Schwimmbad

Beim Schwimmen wird offenbar ähnlich konsequent gedopt wie im Radsport. Dass die deutschen Schwimmer hinten liegen, ist da eher ein gutes Zeichen.

Wie viele Medaillen hat Michael Phelps schon gewonnen? Vier? Fünf? Sechs? Und wie viele olympische Plaketten insgesamt? Ganz ehrlich: Es ist egal. So verdammt egal, weil diese Sportart Schwimmen offenkundig verseucht ist, so verseucht wie der Radsport. Wer will denn ernsthaft glauben, dass die deutsche 4x100-Meter Kraulstaffel der Männer neun (!) Sekunden langsamer schwimmt als das Quartett der Amis - mit dem Wunderschwimmer Phelps. Das ist lächerlich. Im Schwimmen wird offenbar ähnlich konsequent gedopt wie im Radsport.

Man sollte Schwimmer mit einem medialen Boykott belegen. Stattdessen werden sie gefeaturt und gefeiert. Die Öffentlich-Rechtlichen haben sich nun entschieden, keine Weltrekordlinie mehr mitlaufen zu lassen - als würde das die sinistern Rekorde verhindern. Doch wann hören sie endlich auf, die vermeintlich schlechten deutschen Schwimmer zu schelten? Es ist doch ein gutes Zeichen, wenn sie hinterherpaddeln. Dann stehen sie wahrscheinlich nicht unter pharmazeutischer Spezialbetreuung.

Wer im Pekinger Water Cube anschlägt, der ist fast immer eine Fabelzeit geschwommen. Dabei haben die Weltrekordler von heute doch auch nur einen Schwimmanzug an oder eine Badehose - wie in den glorreichen Zeiten des Anabolikadopings, in denen eine Kristin Otto (jetzt Pferdesportexpertin im ZDF) im Jahre 1988 Olympiasiegerin in Seoul wurde. Jetzt heißt es, das Becken sei extrem schnell, und der Schwimmanzug sei einer Haihaut nachempfunden. Auch hätten sich die Trainingsmethoden entscheidend verbessert. Das grenzt an eine Verdummung der Sport- und Schwimmfans. Lance Armstrong ist ja auch so schnell geradelt, weil er beim Zeitfahren so einen tollen aerodynamischen Helm aufhatte und den neuesten Karbonrahmen benutzte.

Es ist an der Zeit, ehrlich über das im Schwimmsport ganz offensichtlich grassierende Doping mit Wachstumshormonen zu sprechen und zu schreiben. Bisher konnten die Doper nicht dingfest gemacht werden, weil es keinen entsprechenden Test gab oder er nicht zugelassen wurde von offizieller Seite. Das menschliche Wachstumshormon lässt die Akren des Körpers wachsen, die Ohren, die Hände, die Füße, die Nase, das Kinn. Jedem kritischen Konsumenten der Sportart Schwimmen sei empfohlen, sich die Nasen der Siegreichen anzuschauen. Man wird sehen: Nur die Langnasen liegen vorn. Und das hat nichts mit der chinesischen Kennzeichnung europäischer Eigenarten zu tun.

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