Kommentar Kritik am Bachelor: Vor dem nächsten Aufstand

In der Kritik steht das Bachelorsystem als Ganzes und muss hinterfragt werden. Wer glaubt, diese Hochschulkrise mit einer neuen Prüfungsordnung lösen zu kennen, liegt falsch.

Typisch Kultusminister. Seit Wochen steht der Bachelor-Kurzstudiengang im Fokus der Kritik. Studenten, Professoren und das Feuilleton nehmen den verstopften Studiengang ins Visier: Und nun versuchen Minister, die ihn jahrelang als die größte Studienreform seit Wilhelm von Humboldts neuer Universität feierten, den Bachelor in einer Nacht-und-Nebel-Aktion wieder zusammenzuflicken - in einem Gremium, das niemand kennt: dem Akkreditierungsrat.

So geht das nicht. Ob Studenten eine Prüfung mehr oder weniger ablegen müssen und ob sie dafür Noten kriegen, ist doch nicht die Frage. In der Kritik steht das Bachelorsystem als Ganzes. Dazu gehört das Zuständigkeitschaos (Wer verantwortet den Bachelor eigentlich?), die kostenneutrale Einführung und natürlich das vermaledeite Akkreditierungssystem, das um die Studiengänge herum errichtet wurde. Das alles muss hinterfragt werden.

Dem Land gehen bald die Ingenieure und der qualifizierte Nachwuchs aus. Der von Bildungsministerin Annette Schavan jetzt bejubelte Studentenboom ist doch nur ein Zufallstreffer der Demografie: eine Folge der letzten geburtenstarken Jahrgänge und einer doppelte Abiturgeneration. Aber die Hochschulen sind überhaupt nicht darauf vorbereitet. Das bedeutet: Die Kultusminister haben mit ihrem dilettantischen Bachelor die Unis schon für den Normalbetrieb lahmgelegt. Ab kommendem Jahr stürzt eine neue Welle an Abiturienten auf die Hochschulen ein - und keiner weiß, wie und wo man sie schlau machen könnte. Wer glaubt, diese Hochschulkrise mit einer neuen Prüfungsordnung lösen zu kennen, hat noch keinen Studentenprotest erlebt. Der wahre Aufstand der genervten Bürgerkinder steht erst noch bevor.

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