Kommentar KfW verpulvert Geld: Wer die Bankenkrise verschläft

Die staatliche Kreditanstalt für Wiederaufbau hat 300 Millionen Euro an die bankrotte Bank Lehman Brothers überwiesen. Dafür dürften die zuständigen Banker ihren Job los sein.

Unglaublich, aber wahr: Am Montag haben zwei Banker der staatlichen Kreditanstalt für Wiederaufbau 300 Millionen Euro versenkt. Überwiesen haben die beiden das Geld an die insolvente New Yorker Investmentbank Lehman Brothers. Dabei wusste jeder, der am Wochenende Fernsehen geschaut, Radio gehört oder Zeitung gelesen hatte, von der neuerlichen Bankenpleite an der Wall Street. Denn bereits am Sonntag gingen Bilder um die Welt, die Angestellte von Lehman Brothers zeigten, die fluchtartig ihre Büros räumten. Die beiden KfW-Banker aber müssen das in ihrem wohlverdienten Wochenende wohl verschlafen haben. Dafür dürften sie nun ihre Jobs los sein.

Unfähig seien die mit quasi unbegrenzten Garantien aus Steuermitteln ausgestatteten Staatsbanker, schimpfen jetzt nicht nur marktgläubige Oppositionspolitiker der FDP. Das mag stimmen. Doch das an Peinlichkeit kaum noch zu überbietende Debakel der KfW steht stellvertretend für den gesamten Bankensektor nicht nur in der Bundesrepublik: Die immer neuen Wellen der US-Finanzkrise zeigen überdeutlich, dass die Gier nach immer schneller verdientem Geld alle Sicherungen durchbrennen ließ. Denn hunderte Millionen Euro hat nicht nur die KfW vernichtet, auch die Allianz-Versicherung rechnet mit Verlusten von bis zu 400 Millionen Euro, die Münchener Rück mit 300 Millionen.

Insgesamt dürfte allein der Zusammenbruch von Lehman das deutsche Bankensystem bis zu 6 Milliarden Euro kosten. Derzeit ist nicht einmal sicher, ob der Einlagensicherungsfonds des Bundesverbands deutscher Banken diese Summe aufbringen kann.

Gut möglich also, dass die Institute nachschießen müssen - und das wird Folgen für die reale Wirtschaft haben. Die Banken, die viel zu lange mit dem leicht verdienten Geld aus Krediten für amerikanische Ramschimmobilien gerechnet haben, sind jetzt übervorsichtig und verlangen massive Risikoaufschläge.

Schon jetzt kühlt die Konjunktur merklich ab - und das wird auch hierzulande bald Arbeitsplätze kosten. Höchste Zeit also, dass die Politik nicht nur in Deutschland die Regulierung der Finanzmärkte auf die Tagesordnung setzt.

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