Die Woche: "Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?"

Zu SPD-Chef Beck gibt es kaum Alternativen, findet Friedrich Küppersbusch: Steinmeier hat noch keine Wahlurne von innen gesehen, und Steinbrück hat in NRW gezeigt, wie man eine Hochburg zerlegt.

taz: Herr Küppersbusch: Was war schlecht in der letzten Woche?

Friedrich Küppersbusch: Die Bäume, die "Kyrill" weggehauen hat, fehlen, um die zu beschützen, die "Emma" umwirft.

Was wird besser in dieser?

Preise für Pressspanplatten.

In der SPD geht es scheinbar drunter und drüber. Welchen Anteil hat die Bild-Zeitung an diesem Eindruck?

Wie stets den des nützlichen Idioten. Der Union frommt, dass Schwarz-Grün in ihrem eigenen Milieu keinen Aufruhr macht; nüchterner Weise kann niemand Koch gewählt haben, um ihn mit den Grünen balzen zu sehen, das ist für beide Seiten lächerlich. Also regen sich alle mal über die Theorie Rot-Rot auf, damit die Realität Schwarz-Grün geschmeidig durchgeht.

Es scheint Pläne zu geben, Kurt Beck als Kanzlerkandidaten zu verhindern. Wäre das klug?

Solange es keine Pläne gibt, den Parteivorsitz der SPD zu professionalisieren, isses doch ziemlich wumpe, wer gegen Merkel verliert. Steinmeier hat noch keine Wahlurne von innen gesehen, Steinbrück der NRW-SPD gezeigt, wie man die eigene Hochburg zerniert. Platzeck dementiert bereits. Und keinen Respekt vor Münteferings Privatisierung zu haben kann der Spiegel gern allein machen. Becks Problem ist erkennbar nicht, dass er gegen Merkel so modern wirkt wie ein Genversuch aus Helmut Kohl und Mecki-Igel. Auch nicht, dass er plötzlich die Position zur Linkspartei ändert. Sondern dass er das viel zu spät und nur den Zwängen gehorchend tut. Weder führt er, noch denkt er vor, noch moderiert er. "Leadership by geschubst werden" genügt nicht. Die Idee, mit einem habituell konservativen Kandidaten ein paar verunsicherte Mitte-Wähler einzusammeln, die nicht von einer Frau regiert werden mögen, ist für Sozialdemokraten eher schändlich.

Michael Naumann verbreitet die Dolchstoßlegende, dass Beck seinen Wahlsieg in Hamburg verhinderte. Stimmt das?

Das ist in etwa so spekulativ wie die Frage, ob ein besserer Wahlkampf Naumanns die Linkspartei knapp unter 5 Prozent hätte halten können. Der Platz war unbespielbar, der Schiri korrupt, und das Wetter, na ja. Wenn er der Andi Möller der SPD werden möchte, nur zu.

Gibt es derzeit eine Art Kollektivmobbing gegen Beck - oder ist er doch selbst schuld?

Das mäßige Erstarken der Linkspartei im Westen birgt eine historische Chance für die SPD: mit ihr auch die PDS im Osten zu stellen. Die SPD hat - anders als Union und FDP - keine Blockflötenparteien und deren schmutziges Geld eingesackt. Sie hat - das allerdings ein Fehler - selbst ausgetretenen SED- und PDS-Mitgliedern kategorisch das Parteibuch verweigert. Sie hat, mit den Grünen, die anständige Linie in der Wiedervereinigung durchgehalten - und hört sich dafür seit nun fast 20 Jahren den einhändigen Moralverkehr der Heuchler an. Die Chance, SPD und PDS inhaltlich in einen konstruktiven Streit zu bringen - mit der vollen Gefahr, miteinander politisch etwas zu bewegen - war noch nie so nahe. Und noch nie hat ein SPD-Chef so sauber durchgeschlafen. Das ist allerdings die einzige Argumentation, mit der man die Steinis und ihre Sympathisanten noch mal hinter Beck bekäme.

Soll Ypsilanti sich trotz des Aufruhrs zur Ministerpräsidentin wählen lassen?

Urabstimmung der hessischen SPD, die sind zuständig.

Warum tun sich die Deutschen mit der Idee von Minderheitsregierungen so schwer?

Weil es noch keine gab und weil Minderheitsregierungen dämonisiert wurden, um Machtstreben zu kaschieren: Auch seltsame oder überraschende Koalitionen wurden begründet mit dem argen Dämon Minderheitsregierung, der andernfalls lauere.

Die Geburtenraten sind gestiegen, entgegen den katastrophenverliebten Prognosen einiger Demografen. Warum?

In meinem Bekanntenkreis sind es drei eher ältere Paare, die ein längliches Vor-sich-Herschieben aus Anlass der höheren Dotation in ein "Wann, wenn nicht jetzt?" verwandelt haben.

Und was macht Borussia Dortmund?

BVB-Aktie erreichte letzte Woche mit 1,35 Euro (Ausgabekurs: 11 Euro) ein Allzeittief. Für 1,35 bekäme man ne Kurzstreckenkarte bei der Dortmunder U-Bahn und hat eigentlich gute Aussichten, dass die eines Tages 11 Euro kostet.

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