Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Die Telekom muss nach dem Abhörskandal in einem völlig neuen, nicht nur magentaroten Licht gesehen werden. Wehret dem Telekommunismus - warnt Friedrich Küppersbusch.

taz: Was war schlecht in der letzten Woche?

Friedrich Küppersbusch: Doping, Spitzelregime … wann baut T-Mobile den T-Rabi?

Was wird besser in dieser?

Erste kritische Punkkonzerte in einzelnen Telefonzellen?

Muss ich als Normalverbraucher jetzt die Telekom als Stasi 2.0 betrachten?

Vielleicht ist DKP-Veteranin Christel ("von der Post") Wegner, die Stasi und Mauer knorke findet, die qualifizierte Obermann- Hinterfrau und Nachfolgerin. Das Berufsverbot für kommunistische Briefträger muss im Nachhinein als Versuch der BRD gelesen werden, diese Idealisten vor dem Schlimmsten zu bewahren. Wehret dem Telekommunismus!

Apropos Telekom: Am Donnerstag entscheidet der Bundesgerichtshof über Klagen der Post AG gegen andere Postdienste wegen Verwendung des gelben Posthorns und des Begriffs "Post". Ist das noch zeitgemäß?

Von ital. "posta", lat. "posita" , "festgelegt", kommt das deutsche Wort und bedeutet die "festgelegten" Wechselstationen für Pferde und Boten bei der frühen Post. Das Wort scheint mir also nicht schützbar, weil es nicht nur ein konkretes Unternehmen, sondern eine Branche - das Postwesen - bezeichnet. Beim Logo tippe ich auf Exklusivrechte.

Die "Grüne Woche" der EU soll für einen "umweltbewussten Lebensstil in den Ländern der Europäischen Union" werben. Wortgeklingel? Oder ein sinnvoller Anfang?

Ich wünschte, der Ökobranche gelänge es, auch mit ihren Preisen dafür zu werben. Solange das Marketing drauf abzielt, dass Besserverdienende sich guten Willen aufs Dinkelschnittchen streichen sollen, haut die nächste Rezession die Blüte um.

Konzernchefs wie Wendelin Wiedeking oder Josef Ackermann steigern laut einer neuen Studie ihre Bezüge im zweistelligen Bereich. Wird es nicht langsam langweilig, sich darüber aufzuregen?

Die ÖTV hat in den 70ern auch mal 13 Prozent mehr gefordert, das trug damals zum Sturz Willy Brandts bei. Also die Steigerungsrate mag zweistellig sein, die absoluten Zahlen dagegen sind obszön. Warum darf der Playboy erst ab 18 gelesen werden, wenn die FAZ mit Wiedekings Gehalt jederzeit Kindern in die Hände fallen kann? Allerdings hat der Fiskus lange Gewinne heftiger besteuert, die im Unternehmen belassen wurden, während Ausschüttungen günstiger kamen. Der Staat fördert das Ausbeinen der Unternehmen. Geld, das in einer Krise Jobs rettet, sollte im Unternehmen gebunden werden, auch durch Steuervorteile. Schließlich: Je mehr Porschepiloten angespaßt werden "Hey … du bezahlst die bizarren Gehälter mit", desto eher wirds für Porsche heikel.

Dieser Tage wird die SPD erstmals seit 1949 weniger Mitglieder haben als die CDU. Was bedeutet das?

Erstens - dass sie langfristig mit der Linkspartei eine Zusammenarbeit nach Art des Hauses CDU/CSU finden muss. Anders wird sie auch, zweitens, nicht für enttäuschte Grüne interessant, die schwarzgrüne Koalitionen fliehen. So dass sie drittens zu ihrer Chance erklären kann, was sie eh nicht zu ändern vermag: Kleinere Parteiorganisationen sind beweglicher und im Wahlkampf schlagkräftiger. Gefahr: Spenden und Korruption werden desto mächtiger, je tiefer das Beitragsaufkommen sinkt.

Am kommenden Samstag treffen sich die Jusos zu ihrem Bundeskongress (Motto: "Für eine Linke der Zukunft"). Ob die Jungen etwas an der SPD-Misere ändern können?

Organisatorische Zusammenarbeit mit Gewerkschaftsjugend und Linkspartei vorexerzieren. ("Wir waren jung und brauchten das Geld.")

Im brasilianischen Urwald ist ein uns bisher unbekannter, total isolierter Indianerstamm entdeckt worden. Aus der Steinzeit holen? Darin belassen?

Hm. Wie wäre es mit dem "Selbstbestimmungsrecht der ganz, ganz kleinen Völker"?

"Zu unserem Bedauern eignet sich die Kollegin nicht" - nach zwei Monaten ist Lisa Ortgies wieder weg. Was muss eine Emma-Chefredakteurin eigentlich mitbringen, um dem Schatten einer Alice Schwarzer zu entgehen?

Ein solches Zeugnis, vertraulich ausgestellt, haut dem Chef jedes seriöse Arbeitsgericht um die Ohren. Es zu veröffentlichen ist Rufschädigung "on top". Gut, dass viele Männer in Führungspositionen nicht so mit ihren Leuten umgehen. Grundsätzlich: Ein Unternehmen ist nicht dazu da, seine/r GründerIn zu beweisen, wie unersetzlich sie oder er ist. Das ist in der Wirtschaftsberatung ein weit verbreitetes Problem, und viele Unternehmensberatungen haben sich darauf spezialisiert, gerade auch in einer Erb-Epoche wie derzeit.

Am Freitag lädt die Deutsche Friedensbewegung zu einem Internationalen Afghanistan-Kongress. Motto: "Truppen raus aus Afghanistan". Kann das eine Lösung sein?

Ja. Wäre "Noch mehr Truppen "rein" etwa eine?

Und was machen "Jogis Jungs"?

Die LöwEn? Ich höre viel Skepsis und seltsame "In der Vorrunde fliegen wir raus"-Orakel.

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