Kommentar Die Woche: Wie geht es uns Herr Küppersbusch?

Das Schlossgespenst poltert nicht mehr, die FDP lallt "Jauch", und der Nord-Süd-Konflikt schickt seine Vorboten.

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht letzte Woche?

Friedrich Küppersbusch: Ich muss mir solche Fragen nicht bieten lassen! Ich trete zurück!

Was wird besser in dieser?

Na gut, ich nehme die Wahl an.

Ein Bundespräsident ist zurückgetreten. Was sagt uns das?

Spürt diese Woche jemand die Abwesenheit von irgendetwas? - Die fundamentale Frage, ob Deutschland "kriegsähnlich", "im Sprachgebrauch der Soldaten im Krieg" oder was denn nun ist, hat Bundesflegel Horst dröhnend beschwiegen. Um sich nun, zu spät, jäh in einem beängstigend unsortierten Wortdurchfall zu entladen. Die überreife Frage der inneren Aussöhnung - hier die regierende FDJ-Sekretärin, dort die Parias von der Linkspartei - ist dem Spaßkarren-Präsidenten keine Berliner Rede wert gewesen. Die Aufgabe des Amtes kann maximal moralische Lotung und Sinnstiftung aus der Verfassung sein. Köhler jedoch schien der Geist des Grundgesetzes fern und das Wort ein tückischer Feind. Statt eines Rücktrittes wäre die Losung, in Bellevue habe schon die letzten sechs Jahre nur Horst, das Schlossgespenst, gepoltert, ein Schritt nach vorne: Belasst es dabei. Niemand braucht ihn. Köhlers Abgang hat Lafontaine-Qualität. Dass er Kritik an seinem Schwurbel für einen Angriff auf die Verfassung hält, deutet auf grandiose Symptomatik beim Patienten hin. Will man Kindern künftig erklären, wie man mit Kritik nicht umgehen muss, erzählt man ihnen die Geschichte von Horst, der beleidigten Laberwurst.

Jetzt also Wulff. Wäre Ihnen von der Leyen lieber gewesen ?

Beide haben das Zeug und Alter, nach BuPrä noch kanzlerkandidabel zu sein, das wäre mal was Neues. Mit Wulff als Gegenkanzler könnte Merkel sich ihren Weizsäcker schaffen, also den Festredner, der hinter höchster Moralität und Diplomatie sich für den heimlich Besseren hält. Machtversessene Kanzler müssen sich überlegen, ob sie ihre potentesten Konkurrenten ohne Abendbrot und Fernsehen ins Präsidialamt stecken. - Ich hätte gerne noch einen humorigen Spontanrücktritt unseres amtierenden Staatsoberhauptes Jens Böhrnsen mit erhellender Verfassungsdiskussion, ob danach der Trainer von Werder Bremen, interessierte Passanten in Berlin oder gleich Fips Asmussen Staatschef werden.

Die FDP sagt, sie könne sich vorstellen, Gauck zu unterstützen. Wollen die nur spielen?

Köhler war FDP-Favorit auf "ein Stück Machtwechsel" unter Rot-Grün. Während der großen Koalition verweigerte er Unterschriften unter deren Gesetze, schürte Politikverachtung. Nun hat er mit seinem Hinschmeißen seine Förderer ganz blamiert. Die FDP hätte also Anlass, sich zurückzuhalten. Na ja, vielleicht hat sie nur auf den Schreck was getrunken und lallte "Jauch"? Der ist politisch interessiert, finanziell unabhängig und ein besserer Fernsehmoderator als Gauck.

Israelische Soldaten hielten einen Hilfskonvoi an und töteten mehrere Menschen. Staatsterrorismus? Angemessene Verteidigung?

Mit wurde anders, als ich den "Kriegsschuld-Videobeweis" in allen Nachrichten sah. Bring eine Kamera an die Kampflinie, halt drauf, und dann "lass es wie keinen Unfall aussehen". Anschließend werden weltweit die Talkkamine befeuert und dort gerichtet und gerechtet, ob man hier nicht mit eigenen Augen sieht, dass … Die Aktivisten wollten mediale Waffen nutzen, die israelische Armee hat nachgerüstet. Ein großer Aufwand, um zu zeigen: Unter den ersten Toten jedes Krieges ist die Wahrheit.

Somalische Piraten werden nach Deutschland ausgeliefert und hier vor ein Gericht gestellt. Gut so?

Störtebeker soll ohne Kopf noch an sieben Kumpels vorbeigetorkelt sein bei seiner Hinrichtung. Die Somalier müssen mit Kopf an allerhand Gerichten vorbei, nach Holland nun Deutschland: Länder, die die gleichen Menschen postwendend abschieben würden, kämen sie als Asylbewerber aus tiefer Not. Man kann die Piraten auch sehen als Vorboten des Nord-Süd-Konfliktes, den Brandt als zentral voraussagte. Und der wird sachte ruppiger.

In der Türkei wurde ein katholischer Bischof von seinem Fahrer mit den Worten "Allah ist groß" erstochen. Nun fühlen sich alle bestätigt, die sagen: Bevor Muslimen in Deutschland Zugeständnisse gemacht werden, muss die Christenverfolgung in islamischen Ländern aufhören. Haben sie recht?

Der Fahrer wird als "schwer depressiv" und seelisch krank geschildert. Wer aus diesem Fall Grundsätzliches ableiten will, hats nötig.

Und die Borussen?

Na ja, welche? Bin mal gespannt, ob ich nach der WM noch einen kenne. Barrios weg? Lewandowski her? Langerak im Tor, wer ist Kagawa? Wenn das mit meinem Gedächtnis so weitergeht, werde ich Fan der Traditionsmannschaft, einfach, weil ich mir da die Spieler merken kann. FRAGEN: DAS

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