Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Mundschutz gegen Mumpitz, die verknöcherte FCB-Junta und Ackermann.

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht letzte Woche?

Friedrich Küppersbusch: Ich staune trotz aller Gewöhnung, was so Bilder wie die vom Koninginnedag anrichten. Ich will das nicht mehr sehen.

Was wird besser in dieser?

Schäuble nimmt holländischen Amok nicht zum Anlass, nach Computer-Games auch Autos zu verbieten.

Am Ersten Mai gab es heftige Krawalle. Die Polizei spricht von einem "Mordanschlag". Übertreibung?

Na ja, aus einem Fenster Beamte mit brennbarer Flüssigkeit zu entzünden lässt sich auch nicht so leicht als autonome Kochshow verkaufen. Es ist vorbereitet, es geschieht bei klarem Verstand, und edelmütige Motive kann ich nicht erkennen - so geht Mord. Umgekehrt ebenso absurd, dass 5.800 Beamte mal unverbindlich in Kreuzberg reinschauen, ob sich nicht ne nette Notwehr-Situation ergibt. Solidarisch immerhin Innensenator Körting, der Gewalteskalation mit der Dynamik von Gruppenvergewaltigungen erklärt. Sein Sprachzentrum scheint auch recht autonom vom Verstand zu sein. Inzwischen hat er sich entschuldigt.

"Kein Bankvorsitzender ist so gut wie 500 Krankenschwestern", erklärte SPD-Chef Franz Müntefering. Hinkt der Vergleich nicht etwas?

Ja, und zwar an die Urne, hofft Münte. Das FDP-Konzept "Was brauche ich Krankenschwestern, wenn mich die kranken Brüder Bankvorstände geschlossen wählen?" reicht halt nur für deutlich unter 10 Prozent.

Die Schweinegrippe ist auf dem Vormarsch. Brauchen wir jetzt alle einen Mundschutz?

Um nicht so viel Mumpitz zu reden? Der Spiegel dröhnt auf dem Print-Titel "Das Welt-Virus" und druckt online klein unten: "Schweinegrippe: Experten geben vorsichtig Entwarnung". Der einzige nachgewiesene Fall, bei dem das Virus die "Mensch-Tier-Barriere" überwunden hat, ist laut "Tagessschau" der eines kanadischen Landwirtes, der seine Schweine angesteckt hat. Die grunzen jetzt von der Menschengrippe. Im Gespräch mit Schweinen ist Mundschutz also sinnvoll. Aber uns fragt ja kein Schwein.

Jürgen Klinsmann ist beim FC Bayern rausgeflogen. Gut so?

Klar, jetzt ist bewiesen, dass die FCB-Junta nach verknöcherter ist als selbst der DFB, den Klinsmann ja hatte in Bewegung bringen können.

Warum ist er gescheitert?

Ich möchte nicht als rechthaberisch missverstanden werden. Also wäre es nett, wenn meine nun folgende Rechthaberei als große visionäre Kraft gedeutet würde. O.K.? Danke. - Also, am 6. 7. 2008 schrieb ich hier: Otto Rehhagel kam von Bremen nach Bayern, von zehnjähriger Allgewalt zum Ruck-zuck-Rauswurf. In Bremen sprach man mit dem Weserkurier, in München mit sieben hart konkurrierenden, starken Blättern. Und allerhand elektronischen Medien. Hoeneß, Rummenigge und Beckenbauer spielen das Durchstecken und Mal-so-gesagt-Haben genial. Klinsmann gewinnt das Abenteur in den Medien oder verliert es dort.

Barack Obama ist seit 100 Tagen im Amt. Ihre Bilanz?

Wahlkampf war spannender.

Johannes B. Kerner wechselt vom ZDF zu Sat.1. Ein Verlust für das ZDF?

Die haben ihn eh Kanzlerduelle und "town-hall-meetings" zu Wahlen nicht machen lassen, während Sat.1 seit dem Rauswurf von Thomas Kausch keinen hat, ders kann. Vielleicht ist der Zeitpunkt deshalb nicht so überraschend auf den zweiten Blick. Das ZDF hat nun Gelegenheit, sein abendliches Sofa-Eckchen zu modernisieren. Mit einem Zweiten, mit dem man besser sieht, hoffentlich.

Die Deutsche Bank hat den Vertrag von Vorstandschef Josef Ackermann bis 2013 verlängert. Warum?

Er weiß zu viel? Er hat Staatsknete abgelehnt, einen Aufpasser in der HRE stationiert und nun ein mit redlicher Arbeit kaum mehr zu erzielendes Quartalsergebnis vorgelegt. Die Krise hat den Konkurrenten Dresdner erlegt, die Commerzbank taumelt, und die Deutsche hat offenbar keine Fingerabdrücke hinterlassen. Wie hätte eine Krise ausgesehen, die sich Ackermann ausgedacht hätte?

Und was macht Borussia Dortmund?

Sechs Siege in Serie ist ziemlich genau das, was man vom BVB erwarten kann, wenn der Zug in Richtung Meisterschaft erst mal abgefahren ist. Wrstl !!!

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Jahrgang: gut. Deutscher Journalist, Autor und Fernsehproduzent. Seit 2003 schreibt Friedrich Küppersbusch die wöchentliche Interview-Kolumne der taz „Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?".

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