Ikea brüskiert Nachbarland: Fußabtreter mit dänischen Namen

Ikea wird "schwedischer Imperialismus" vorgeworfen, weil seine Fußabtreter dänische Namen haben. Helsingør und Roskilde zum Beispiel.

Na, auch "Öresund" im Gepäck? Bild: dpa

Billy, Ivar, Sten? Richtig: Ikea. Køge, Sindal, Brøndby? Ebenfalls Ikea. Aber auch dänische Ortsnamen. Ebenso wie Nästved, Helsingør und Roskilde. Und die nach dänischen Ortschaften benannten Ikea-Produkte haben eines gemeinsam: Sie stehen für Fußabstreifer, Läufer, billige Teppiche. Nivå, ein weiter dänischer Ort, ist ein Fußbodenbelag. Ebenfalls zum Daraufherumtrampeln.

Keiner hats bislang offenbar gemerkt. Doch dahinter muss ja eine Absicht stecken. Behauptet jetzt Klaus Kjøller, Kommunikationswissenschaftler an der Universität Kopenhagen. Ikea sei ja eine zutiefst professionelle Firma, meint er, die systematische Namensvergabe könne also kein Zufall sein. Man wolle sich über die Dänen lustig machen. Mehr noch: Eine Art "schwedischer Imperialismus" über Dänemark komme da zutage. Oder warum soll man sich gerade auf Køge die schmutzigen Füße abstreifen, bevor man über Nästved und Sindal weitertrampelt? "Türmatten und Läufer sind drittklassig, wenn nicht siebtklassig im Rahmen der Wohnungseinrichtung. Tiefer als ein Fußbodenbelag geht ja eigentlich gar nicht" , kritisiert Klaus Kjøller.

Ein kurzer Blick in den Ikea-Katalog beweist jedenfalls: Das mit der "dänischen" Fußtrittware stimmt. Die etwas teureren Möbelkombinationen dürfen dagegen mit schwedischen Ortsnamen glänzen. Und das Nachbarland Norwegen hat immerhin einige Betten benennen dürfen. Doch Katarina Hansson, Ikea-Marketingmanagerin, versucht die Aufregung zu dämpfen: "Es ist doch faktisch so, dass Ikea Dänemark mit der Namensgebung ehrt. Denken Sie mal angesichts der weltweiten Aktivitäten unserer Firma daran, wie wenige Orte da Produkte nach ihrem Namen benannt bekommen haben."

Im schwedischen Konzernsitz Älmhult hat Ikea eine kleine Abteilung, in der die Produktnamen "erfunden" werden. So einfach ist das nämlich gar nicht. 4.000 verschiedene finden sich im aktuellen Katalog. Und sie müssen in allen Ländern, in denen Ikea-Warenhäuser stehen, gleichermaßen anwendbar sein. Dürfen dort nicht etwa für Anstößiges, Unpassendes, Sexuelles stehen. Sie dürfen außerdem nicht mit irgendwo registrierten Firmen- oder Markennamen kollidieren. Müssen deshalb grundsätzlich immer mindestens vier Buchstaben haben. Und in den Namen darf gerne das "exotische" skandinavische å auftauchen. Oder die in vielen anderen Sprachen ungebräuchlichen ä und ö: Das kommt bei den KonsumentInnen dann nämlich irgendwie schwedisch an. Und das ganze Namenssystem geht - wie soll es auch anders sein- auf Ikea-Gründer Ingvar Kamprad zurück.

Dass alle Fußbodenbeläge dänische Namen bekommen haben, dafür ist aber Maj-Britt Olausson zuständig, die bis vor kurzem die Namensdatenbank verwaltete und jetzt in Pension ist. Charlotte Lindgren von der Ikea-Presseabteilung verspricht, sie zu befragen, warum ausgerechnet auf dänischen Namen herumgetrampelt wird.

In der emotionalen Debatte, die eine Kopenhagener Zeitung ausgelöst hat, wurde als passende Antwort empfohlen, Carlsberg solle seinen alkoholfreien und alkoholarmen Bieren schwedische Ortsnamen geben. Und spannend dürfte die dänische Reaktion werden, wenn sich herumspricht, dass ein Ikea-Toilettensitz "Öresund" heißt - wie die Meerenge zwischen Dänemark und Schweden.

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