Kein Kopftuch im Fitnessstudio: Oben mit verboten

In dem Bielefelder Sportstudio "All inclusive Fitness Bielefeld" sind Kopftuchträgerinnen nicht erwünscht. Die Ägypterin Hoda Elias will jetzt eine Klage einreichen.

Keine Raudis und keine Kopfbedeckungen – so argumentiert das Bielefelder Fitnessstudio. Bild: dpa

Mit einem Monatsbeitrag von knapp 20 Euro, einem Ladyfitnessbereich und kostenlosen Getränken wirbt das "All inclusive Fitness Bielefeld" um seine Kunden. "Bei unserem Publikum achten wir stark darauf, dass keine Raudis & Co. bei uns trainieren. Da wir uns strikt vom Body-Building distanzieren, sind Muscle-Shirts und Unterhemden für Männer verboten", ist auf der Homepage des Studios zu lesen.

Hoda Elias erweckt nicht den Eindruck, als sei sie ein "Raudi" und ähnelt auch keinem muskelbepacktem Mann. Die 27-Jährige fällt durch ihre bestechenden blauen Augen auf, sie ist Arzthelferin und Kopftuchträgerin. Und genau das scheint ein Problem im "All inclusive Fitness Bielefeld".

Im Oktober letzten Jahres schaute Hoda Elias sich das Sportstudio an, sie wurde vom Geschäftsführer herumgeführt und entschloss sich zu einer Mitgliedschaft. Als sie das erste Mal zum Training ging, wurde Hoda Elias von dem vormals so freundlichem Geschäftsführer Sascha Westrup an der Tür aufgehalten, erzählt sie. Sie solle doch bitte ihr Kopftuch abnehmen, ansonsten sei ein Training hier nicht erwünscht, hieß es. Denn es gebe eine neue Hausordnung, Kopfbedeckungen seien nicht erlaubt. Oben ohne will Hoda Elias aber nicht trainieren.

Die Ägypterin hat sich einen Anwalt genommen, der eine Klage vorbereitet - Hoda Elias fühlt sich diskriminiert. Dabei geht es ihr nicht um eine finanzielle Entschädigung, "ich will Recht bekommen." Denn was folgt als nächstes, fragt sie sich. "Werde ich demnächst nicht in ein Einkaufszentrum reingelassen?"

Wo den genau das Problem dabei sei, wenn eine sportliche Muslimin unter ihrem Kopftuch schwitzt? Geschäftsführer Sascha Westrup ist für die taz nicht erreichbar. Gegenüber einem WDR-Fernsehteam sagte er: "Wir sind ein privat geführtes Fitnessstudio und wollen uns rein auf das Thema Fitness, Gesundheit und Sport konzentrieren. Dem Thema Religion wollen wir keine Plattform bieten."

Westrups Auswahlkriterien sind umstritten. Ali Ekber Agu, Vorsitzender des Internationalen Begegnungszentrums Friedenshaus (IBZ) in Bielefeld, erzählt, er habe versucht, Mitglied in dem Studio zu werden. Der Türke sei abgelehnt worden, weil es schon zu voll sei. Dass muss kein Indiz für eine Form von Fremdenfeindlichkeit sein, aber das Studio wirbt weiter für seine günstigen Angebote - obwohl es ja eigentlich überlaufen sei. Außerdem gibt es schon mehrere Beschwerden von Migranten, die abgelehnt wurden.

Karl-Heinz Voßhans, Leiter des städtischem Amtes für Integration und interkulturelle Angelegenheiten, weiß von diesen Vorwürfen. Wegen der zahlreichen Proteste hat die Stadt das Studio darauf hingewiesen, die Aufnahmekriterien zu ändern. Aber Voßhans räumt auch ein, dass sie nicht viel mehr machen kann. Deswegen rät er allen Betroffenen, sich einen Anwalt zu suchen.

Hoda Elias geht jetzt joggen - mit Kopftuch.

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