Ärger mit Transvestiten: Ronaldo im Puff

Fußball-Ikone Ronaldo war angeblich mit Transvestiten, die als Prostuierte arbeiten, zusammen - und stritt ums Geld. Man wüsste gern mehr - jenseits der schützenden Kameraderie.

Der brasilianische Transvestit Andre Luis Ribeiro Albertino hält die Fahrzeugpapiere von dem AC Mailand-Kicker Ronaldo vor einem Motel in Rio de Janeiro hoch. Bild: dpa

Die Angelegenheit ist delikat: Der brasilianische Fußballstar Ronaldo, hoch dotiert in Diensten des AC Mailand, ist während eines Genesungsaufentaltes in seiner Heimat Brasilien erwischt worden: Beim Sex in mit drei Prostituierten in einem Stundenhotel in Rio de Janeiro. Das ist noch keine Meldung, denn die ganze Welt ist bevölkert mit Pensionen, Hotel und Herbergen - hierzulande gerne "Puffs" - in welchen Instant-Sex angeboten wird. Millionen von Männern sind Konsumenten dieser Dienstleistung - und Ronaldo ist wie eine Fülle von Fußballkollegen keine Ausnahme. Bizarr wird der Fall nur - und deshalb allein wurde er auch ruchbar - weil die drei Prostituierten sich als Transvestiten erwiesen.

Transvestiten? Das sind Männer, die wie Frauen aussehen, aber, anders als Transsexuelle, die sich vom biologischen Geschlecht her umoperieren lassen, über einen Phallus verfügen, also jenes Geschlechtswerkzeug, das einen Mann zum Mann macht. Transvestiten sind als Objekte sexuellen Begehrens gerade in südlichen Ländern der Welt üblich: Ihre Kunden wollen im Grunde Männer, die wie Frauen aussehen; sie schätzen die weibliche Aura, aber, unterhalb aller Textilien, das männliche Signum. Transvestiten stehen an italienischen Autobahnabfahrten, in spanischen Sexbars, auf fast jedem Strich in Lateinamerika - sie sind für biologisch echtweibliche Kolleginnen ihres Gewerbes nur selten eine Konkurrenz, denn die Kunden der Transvestiten wollen gerade deren sexuelle Präsenz: Brüste und Gesicht und Haare so, wie es das weibliche Ideal umreißt; aber keine Vagina - denn wer Transvestiten sucht, will im Grunde den eigenen heterosexuellen Schein wahren und doch im phallischen Sinne sich durch das Gegenüber aufgewertet wissen.

Hätte besser vereinbarungsgemäß bezahlt: Kicker Ronaldo Bild: ap

Ronaldos "Sünde" aber wurde überhaupt nur ruchbar, weil er - wohlgemerkt: nach dem Akt mit dem Trio - nicht bezahlen wollte. Als Pfand für die Not, gerade über kein Kleingeld zu verfügen, habe er zwar seinen Kfz-Brief als Lohn hinterlassen, sei aber schließlich, am Morgen danach, mürrisch geworden. Daraufhin hat ihn, um nicht um die Gage geprellt zu werden, eineR der SexserviceleisterInnen, mit einer Kamera gefilmt, damit Ronaldo später nicht die Nacht leugnen könne. In einem Anfall von Wut hatte André Albertino den Fußballstar kurzerhand darüber in Kenntnis gesetzt, dass sich die Tarife über Nacht auf 20.000 Euro erhöht hätten - was Freunde von Ronaldo hernach als "Erpressung" interpretieren. Nebenbei: Für den Brasilianer entspricht diese Summe, verglichen mit einem Hartz-IV-Empfänger, etwa 2.50 Euro: Der Brasilianer zählt zu den höchstbezahlten Kickern der Welt.

Interessant ist allein, dass die brasilianische Polizei - wie in einem Akt heterosexueller Kumpanei - den Fußballer schützt. Die Version der Prostitutierten sei weniger glaubwürdig als die Ronaldos, der behauptet, sich im Nachhinein getäuscht gefühlt zu haben. Nach der Nacht erst ? Aus dem inneren Zirkel des im Übrigen von vielen schwulen Brasilianern verehrten Fußballers heißt es, Ronaldo sei bereits im Zustand einer inneren Krise nach Brasilien gefahren, er habe zwei Scheidungen hinter sich, könne möglicherweise Alkohol zu sich genommen haben, aber keine Drogen, sei jedenfalls "psychologisch labil" und verdiene "Schonung". Die Videobeweise der SexarbeiterInnen wurden für illegal erklärt, kursieren aber bereits auf Youtube.

Stimmen aus dem brasilianischen Fußballverband fürchten nun, Ronaldos Karriere sei schneller am Ende, als dem Sportler selbst lieb ist. Die Tageszeitung O Povo kritisierte die ganze Causa wegen der "Tolpatschigkeiten des Phänomens" - was einem Monieren lediglich des öffentlichen Moments gleich kommt: Besser wäre, darauf läuft es hinaus, Ronaldo, 31 Jahre jung und jede Menge Profileben als Erfahrung hinter sich, hätte wie ein ehrenwerter Freier vereinbarungsgemäß bezahlt - und der Fall wäre nie ans Licht der gierig Anteil nehmenden Öffentlichkeit gelangt.

In Wahrheit aber geht es in diesem Fall um mehr: Dass es im Fußball nur Heterosexuelle geben darf, Männer, die Frauen suchen mit echter Vagina. Nicht mit anderen Körperöffnungen - um es vornehm zu formulieren. Aber offenbar war das Ronaldo nicht nur einerlei: Doch mehr, detailliertere, Fakten sind nicht überliefert - und sollen es wohl auch nicht. Niemand in Brasilien spricht darüber, dass Männer gerne analen Sex suchen, passiven oder aktiven. Dass die einen dazu weibliche Brüste gern haben, andere die von Männern. So lässt sich das Tabu, über das gern geschwiegen wird, skizzieren. Die drei geprellten Prostitutierten haben dazu noch keine Auskunft gegeben. Man wüsste gern mehr - jenseits der schützenden Kameraderie von Ronaldos brasilianischen Kumpeln und Freunden.

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