Sturmtief über Deutschland: Fehmarn ist nicht mehr erreichbar

Das Sturmtief "Daisy" wirbelt in Norddeutschland weiter. Die Insel Fehmarn ist komplett von der Außenwelt abgeschnitten. Die Ostsee hat extremes Hochwasser, ein Deich drohte zu brechen.

Hohe Schneeverwehungen auch auf Rügen, so dass selbst Rettungsfahrzeuge stecken blieben. Bild: dpa

HAMBURG dpa | Sturmtief "Daisy" hat am Sonntag den Norden Deutschlands in ein Schneechaos gewirbelt. Der Schneesturm schnitt viele Ortschaften in Schleswig-Holstein von der Außenwelt ab. Zahlreiche Straßen waren blockiert, an der Ostsee herrschte Sturmflut. Bei Dahme und auf Fehmarn drohten Deiche zu brechen. Die Schneemassen brachten den Verkehr im nördlichsten Bundesland teilweise völlig zum Erliegen. Am schlimmsten hatte es die Menschen auf der komplett eingeschneiten Ostsee-Insel Fehmarn getroffen, wo sämtliche Dörfer vom Schnee eingeschlossen waren. "Im Moment ist alles erstarrt", hieß es dort, "auf Fehmarn geht fast nichts mehr."

Nur noch die Autobahn, die den Fährhafen nach Dänemark mit dem Festland verbindet, war auf Fehmarn befahrbar. Alle Ortschaften auf der Insel seien "mehr oder weniger sich selbst überlassen", hieß es. Im Schneechaos fiel dann am Sonntag auch noch der Strom aus. Etwa eine Stunde lang saßen die Menschen auf der gesamten Insel im Dunkeln. Außerdem begann es in der am heftigsten vom Schneesturm "Daisy" betroffenen Region Schleswig-Holsteins gegen Mittag erneut zu schneien. "Das Schlimmste, was uns passieren konnte", sagte Bürgermeister Otto-Uwe Schmiedt (parteilos).

Extremes Hochwasser der Ostsee und der Sturm hätten zudem einen Deich auf 25 Meter Länge in Mitleidenschaft gezogen. "Wir sind dabei, ihn mit Sandsäcken zu stabilisieren", berichtete Schmiedt. "Alle Dörfer sind nach wie vor von der Außenwelt abgeschnitten. Im Moment ist alles erstarrt", meinte der Bürgermeister. "Aber die Menschen hier haben sich dank der Vorwarnungen ausreichend mit Lebensmitteln eingedeckt." Drei hochschwangere Frauen auf der Insel konnte er zudem beruhigen: "Wir haben ein Raupenfahrzeug für Notfälle."

Neuschnee und extremer Wind sorgten auch für massive Verkehrsprobleme in weiten Teilen des übrigen Landes. Die Räumdienste kamen längst nicht mehr hinterher und konnten teilweise nur mit Mühe und Not Autobahnen und andere Hauptverkehrsstraßen freihalten. Doch selbst die Autobahn A20 zwischen Bad Segeberg und Lübeck musste von Samstagabend bis Sonntagvormittag auf 20 Kilometer voll gesperrt. Autofahrer saßen dort aber nicht im Schnee fest.

Zu rund 200 Unfällen kam es zwischen Samstagmorgen und Sonntagmittag in Schleswig-Holstein, fast alle endeten glimpflich. Lebensgefährliche Verletzungen erlitt allerdings eine 18-Jährige, die mit ihrem Auto in der Nähe von Wilster (Kreis Steinburg) auf schneebedeckter Straße gegen einen Baum prallte.

In Ostholstein waren nach Angaben der Lübecker Polizei fast alle Nebenstraßen, wie Gemeinde- und Kreisstraßen unpassierbar. "Lediglich die Autobahnen und Bundesstraßen werden in Minutenabständen geräumt. Trotzdem kommt es auch hier zu Behinderungen durch plötzlich auftretende Schneewehen", hieß es. "Die Situation wird als unverändert angespannt bezeichnet." Die Polizei rief die Menschen auf, das Autofahren, wenn irgend möglich, unbedingt zu vermeiden.

In Neustadt, Heiligenhafen und an anderen Badeorten trat die Ostsee über die Ufer, die Deiche hielten dort am Morgen jedoch. Bei Dahmeshöved zwischen Dahme und Kellenhusen bestand die Gefahr eines Deichbruchs. "Hier helfen zahlreiche Menschen und versuchen, das Schlimmste zu verhindern", erklärte die Polizei. Bei Lübeck schnitten meterhohe Schneewehen den Ort Priwall von der Außenwelt ab. Auch die Priwallfähre stellte ihren Betrieb wegen Hochwassers und Sturm ein.

In der Lübecker Altstadt trat das Hochwasser über die Ufer. Hamburg dagegen blieb weitgehend verschont. Zwar sorgte das Sturmtief auch in der Hansestadt für zusätzliche Einsätze der Feuerwehr, größere Schäden oder Verletzte gab es aber nicht. Rund 50 Mal rückte die Feuerwehr zwischen Samstagmittag und Sonntagmorgen wegen abbrechender Schneewechten, Eiszapfen und Ästen aus, wie ein Sprecher berichtete. In der Bernhard-Nocht-Straße im Stadtteil St. Pauli drohte ein 200 Meter langes und viergeschossiges Baugerüst teilweise umzustürzen. Die Polizei sperrte den Bereich weiträumig ab. Auf den Straßen Hamburgs sei derweil alles ruhig, hieß es aus dem Lagenzentrum.

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