Dem Aufbau-Verlag droht das Aus: "Davon gibt es nicht mehr viele"

Detlef Bluhm vom Landesverband Berlin-Brandenburg des Börsenvereins des Buchhandels über die Krise beim unabhängigen Ostberliner Aufbau-Verlag.

taz: Herr Bluhm, geht es immer so bizarr und melodramatisch zu, wenn ein Traditionsverlag schließen muss?

Detlef Bluhm: Zum Glück passiert das traditionsreichen Verlagen nur selten. Aber dass die Auseinandersetzung um die Zukunft eines Verlages - von Konkurs kann man ja noch gar nicht reden - in Form eines Rosenkriegs zwischen den Geschäftsführern und dem Verleger Bernd Lunkewitz ausgetragen wird, hat Seltenheitswert.

Wie beurteilen Sie dessen Arbeit bei Aufbau?

Ohne ihn würde es den Verlag heute sicher nicht mehr geben. Er hat, zusammen mit seinen Leuten, fast aus dem Nichts ein wichtiges Unternehmen entwickelt. Er hat den Aufbau-Taschenbuchverlag geschaffen, obwohl alle aus der Branche davon überzeugt waren, dass es in Deutschland nicht gelingen würde, einen neuen Taschenbuchverlag zu etablieren. Hinzu kamen ein viel beachteter Hörbuchverlag oder ein exquisites Kinderbuchprogramm. Das darf man bei aller Kritik nicht vergessen.

Warum sind fast alle Ost-Verlage eingegangen?

Warum es bei Aufbau - zumindest bislang - geklappt hat, aber bei anderen Verlagen wie Volk und Welt nicht, hat jeweils individuelle Gründe. Zwar hatten alle Verlage der DDR nach der Wende das Problem, über praktisch keine verkaufsfähige Backlist mehr zu verfügen. Aber das war es nicht allein. Man kann keine Formel finden, die sagt: "Die Privatisierung der DDR-Verlage hat nicht geklappt, weil …"

Braucht es überhaupt noch Ost-Verlage?

Verlage wie Eulenspiegel oder Das Neue Berlin haben ja überlebt. Und dann gibt es Christoph Links oder Bebra, die sich kurz nach der Wende gegründet haben und die als "Ost-Verlage" gelten, weil sie, zum Teil jedenfalls, in ihren Programmen ostdeutsche Fragen aufnehmen und ostdeutsche Mentalitäten bedienen. Diese Verlage werden mit solchen Programmen so lange erfolgreich sein, so lange diese Mentalität fortbesteht.

Und warum wäre es ein Verlust, wenn Aufbau schließen müsste?

Zum einen war Aufbau das publizistische Flaggschiff der DDR. Darüber hinaus hat sich Aufbau in den letzten 17 Jahren zu einem der bedeutendsten konzernunabhängigen Verlagen entwickelt. Und davon gibt es in Deutschland nicht mehr viele.

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