Frankfurter Buchmesse und China: Neue Zensurvorwüfe

Die Tibet-Kampagne wertet die Ablehnung einer Flugblattverteilung aus Sicherheitsbedenken auf der Frankfurter Buchmesse als Zensurversuch. Die Messe bietet Gespräche an.

Bei der Frankfurter Buchmesse scheint nicht alles im hellen Licht zu leuchten. Bild: ap

BERLIN taz | Die Frankfurter Buchmesse hat mindestens ein Kommunikationsproblem. Denn erneut ist sie mit Zensurvorwürfen konfrontiert und rudert zurück. Die Messe hatte einen Antrag der "International Campaign for Tibet" (ICT), mit Flugblättern in den Messengängen für eine Lesung des Schauspielers Hannes Jaenicke zu werden, aus Sicherheitsbedenken abgelehnt. Jaenicke wollte am Messesonntag auf deren Gelände Texte tibetischer Autoren und Blogger lesen.

In der Absage der Messe heißt es, dass Flugblätter in den Messegängen zu "Diskussionen zwischen Andersdenkenden" und auch zu unbeabsichtigten Besucherreaktionen führen könnten: "In engen Gängen, an Rolltreppen, mitten im Besucherstrom kann durch eine angeregte und im Prinzip gewünschte Diskussion eine hohes Gefährdungspotenzial durch sich aufstauende Menschen entstehen. Dies gilt es nach Möglichkeit zu vermeiden," heisst es in der als endgültig zu verstehenden Ablehnung vom 2. September.

Die ICT hatte beantragt, am publikumsoffenen Abschlusswochenende der Messe auf den Gängen durch zwei Personen Flyer verteilen zu lassen. Diese Möglichkeit wird Ausstellern von der Messe zum Preis von 3.800 Euro explizit angeboten. "Für uns kommt die Ablehnung einer Zensur gleich," erklärte der Geschäftsführer von ICT-Deutschland am Montag gegenüber der taz. "Offensichtlich will die Leitung der Buchmesse das Verteilen von Informationsmaterial über Tibet einschränken, um den Ehrengast China nicht zu brüskieren." Die vorgebrachten Argumente seien "haltlos und vorgeschoben", so Müller, denn: "Wenn das Management der Buchmesse nicht in der Lage ist, die Sicherheit der Buchmesse zu gewährleisten, wenn zwei Personen Zettel verteilen, ist es offenbar mit der Organisation einer internationen Messe überfordert."

Messesprecher Thomas Minkus bezeichnete den Zensurvorwurf gegenüber der taz als "absurd". Schließlich sei die Öffentlichkeitswirksamkeit der rund 2.900 Veranstaltungen und der Stände der Messe das Ziel. Deshalb würde die Messe auch auf alle Veranstaltungen und Stände einschließlich derer die ICT in verschiedenen Medien mit bis zu 450.000 Auflage hinweisen. Gegenüber der taz versicherte Minkus, noch einmal mit der ICT sprechen zu wollen, "um das Flugblattverteilen überall dort zuzulassen, wo keine Sicherheitsbestimmungen entgegen stehen."

Die Volksrepublik China, in der keine Meinungs- und Pressefreiheit herrscht, ist dieses Jahr Ehrengast der Messe. Vergangenes Wochenende hatte ein Symposium der Messe und ihrer diesjährigen Partnerorganisation, Chinas offizieller Publikations- und Zensurbehörde, Schlagzeilen gemacht. Auf Druck Pekings hatte die Messe zwei Autoren wieder vom Symposium ausgeladen, die dann aber doch erschienen.

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