Umweltfilm "The Age of Stupid": Premiere auf Grünem Teppich

Die Weltklimawoche der Vereinten Nationen startet mit dem Doku-Drama "The Age of Stupid". Dessen Produktion zeigt, dass Klimaschutz auch in der Filmbranche ein Thema sein könnte.

Vivienne Westwood fährt zur Weltpremiere von "The Age of Stupid" am Leicester Square in London mit dem Fahrrad vor. Bild: reuters

Wie viele Dokumentarfilmer ist Franny Armstrong eine Überzeugungstäterin. Mit "Age of the Stupid" hat die britische Regisseurin nicht nur einen Film über die menschliche Mitwirkung am Klimawandel gemacht. Sie zeigt auch, dass selbst ein in sieben Ländern gedrehter Streifen klimafreundlicher zu produzieren ist als derzeit üblich.

Am Montag findet die Welturaufführung des Dokudramas deshalb im Rahmen der UN-Weltklimawoche in New York statt. Einen Tag vor einem weiteren Weltklimagipfel, der der Vorbereitung auf die große Konferenz im Dezember in Kopenhagen dient, wo gemeinsame Perspektiven für die Zeit ab 2013 beschlossen werden sollen, wenn das Kyoto-Protokoll endet.

Wo immer es ging, nutzten Armstrong und ihr Team vor allem Bahnen, Busse, Schiffe und Fahrräder, sie bezogen ihre Energie aus erneuerbaren Quellen und verzichteten sogar weitgehend aufs Heizen der beiden Büros. Auch so kam noch ein Ballon von 94 Tonnen des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) zusammen - so viel wie 185 Heizpilze in einem Monat in die Atmosphäre pusten. "Dafür wird ,Stupid' definitiv mehr fürs Klima tun als die heiße Luft", sagt Armstrong.

Am Dienstag, 22. September, wird die Premierenveranstaltung weltweit in ausgewählte Kinos übertragen. In Deutschland (19 Uhr) sind dabei: Berlin Astor Film Lounge Bochum UCI Ruhr Park (nur Film) Dettelbach Cineworld Flensburg UCI Flensburg (nur Film) Dresden Cinemagnum Rundkino Hamburg UCI Mundsburg (nur Film) Düsseldorf Atelier Düsseldorf Hürth UCI Hürth Park (nur Film) Esslingen Traumpalast Potsdam UCI Potsdam (nur Film) Karlsruhe Schauburg München Cinema Nürnberg Cinecitta Freising Kino Freising (nur Film) http://www.ageofstupid.net/

Um wieviel mehr andere Produktionen das Klima belasten dürften, wird schon daran deutlich, dass die offenbar doch noch unumgänglichen 48 Flüge allein einen Anteil von mehr als zwei Dritteln an der CO2-Bilanz von "Stupid" ausmachten. Nicht nur in Hollywood ist Fliegen für die gesamte Crew Standard.

"Stupid" spielt im Jahr 2055, die Erde ist verwüstet: London überflutet, Sydney in Flammen, Las Vegas versandet. In einem bohrturmähnlichen Archiv hoch über dem längst eisfreien arktischen Ozean bastelt der letzte Überlebende, gespielt von dem britischen Schauspieler Pete Postlethwaite, eine Botschaft fürs Weltall zusammen. Sie soll erklären, wie sich die Menschheit selbst ausrottete.

Dafür nutzt er echtes Nachrichtenmaterial diverser TV-Sender und kommentierende Animationsfilme und entdeckt dabei sechs reale Lebensgeschichten, die zusammen eine Idee davon vermitteln, warum es zum Kollaps kommen konnte: unter anderem einen betagten Bergführer in den französischen Alpen, der jahrzehntelang aus das Schmelzen der Gletscher hinwies, und einen indischen Geschäftsmann, dessen Traum es ist, mit einer Billigfluglinie täglich eine Million Inder zu transportieren.

Um nicht nur bei der Produktion sondern auch beim Verleih von "Stupid" unabhängig zu sein, sammelte Regisseurin Armstrong Geld für das Projekt über so genanntes Crowd Funding ein: Mit vielen kleinen Spenden von Einzelpersonen und Gruppen, die dafür am Gewinn beteiligt werden sollen, kamen 535.000 Pfund zusammen. "Graswurzel-Filmförderung", nennt Armstrong das.

Die Premiere soll zugleich öko und ein Megaevent werden, das ein Millionenpublikum weltweit für den Klimaschutz gewinnen kann. So wird das Kinozelt mit Solarstrom betrieben, es gibt einen "grünen Anreiseplan" für den öffentlichen Verkehr, Radfahrer und Fußgänger, keine Plastikbecher, nur Recyclingpapier. Selbst der rote Teppich ist grün - und aus alten Plastikflaschen hergestellt.

Nur "ein Prozent der CO2-Emissionen einer regulären Blockbuster-Premiere" will die Produktionsfirma damit verursachen. Dafür wird die Veranstaltung live in rund 400 Kinos in die USA und zeitversetzt am Dienstag in mehr als 200 Kinos weltweit übertragen, in nichtbeteiligten Ländern ist sie frei im Internet zu sehen. Die Umweltorganisation Greenpeace unterstützt die ganze Sache: "Wir müssen jede Chance nutzen, das Klima-Chaos einzudämmen", heißt es.

Die Hauptbeteiligten werden in New York dabei sein, sind aber auch schon wieder mit neuen Projekten beschäftigt: Schauspieler Postlewaithe kämpft gegen den Ausbau des umstrittenen Eon-Kohlekraftwerks Kingsnorth. Er hat angekündigt, seinen Offiziersorden des Britischen Empire zurückzugeben, wenn die britische Regierung Eon gegenüber einknickt.

Regisseurin Armstrong hat in Großbritannien zuletzt eine Initiative 10:10 gestartet. Wer mitmacht, verpflichtet sich, seinen persönlichen Kohlendioxid-Ausstoß ab dem 1. Januar 2010 um 10 Prozent zu kürzen. Neben mehr als 10.000 Privatpersonen hat bereits das gesamte Kabinett unterschrieben. Auch Unternehmen gehören zu den Unterzeichnern. Ihnen macht es die Initiative übrigens weitaus leichter: Schon ein Cut von drei Prozent soll anerkannt werden. "Wir wissen, dass viele progressive Unternehmen schon einschneidende Kürzungen vorgenommen haben, für sie wird es vielleicht schwer, ihren CO2-Ausstoß 2010 noch einmal um 10 Prozent zu verringern."

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