Photoshop kostenlos im Netz: Abtreten der Bildrechte inklusive

Der Software-Konzern Adobe hat eine kostenlose Web-Version seiner Software Photoshop ins Netz gestellt. Der Haken: Wer sie nutzt, überträgt der Firma alle Bildrechte.

Leider nicht so toll, wie es zuerst schien: Photoshop Express. Bild: screenshot photoshop.com

Programme, die direkt im Browser laufen, werden immer leistungsfähiger. Ein gutes Beispiel ist die neue Bildbearbeitung "Photoshop Express" des Software-Konzerns Adobe. Die kann seit Donnerstag kostenlos in einer Vorabversion online verwendet werden, um Fotos nachzubearbeiten und sie aufzuhübschen - Adobe stellt hier eine Reihe von Funktionen zur Verfügung, die es bislang nur in echten PC-Anwendungen gab.

Voraussetzung für die Nutzung ist lediglich eine aktuelle Web-Software wie Firefox, Internet Explorer oder Safari und das Multimedia-Plug-in "Flash". Geladen wird die Bildbearbeitung direkt aus dem Netz. Besonders praktisch: Der stolze Fotograf kann seine Fotosammlung nach der Veredelung auch noch als Diaschau im Netz präsentieren, zwei Gigabyte Speicherplatz stehen dafür gratis zur Verfügung. Bilder lassen sich außerdem auch anderswo im Web einbinden, beispielsweise beim sozialen Netzwerk Facebook.

Doch nach ersten positiven Berichten zu Photoshop Express trübte sich die Stimmung in Fachdiensten und Blogs. Der Grund: Hersteller Adobe will nicht nur Geld mit Werbeeinblendungen oder kostenpflichtigen Zusatzdiensten verdienen, die für einen späteren Zeitraum geplant sind, sondern sichert sich auch nahezu alle Rechte an den Bildern, die die Nutzer einstellen. So darf der Anbieter laut Nutzungsbedingungen, die der User erst nach zwei Klicks zu sehen bekommt, eingestellte Fotos nach Belieben verändern, mit ihnen Geld verdienen, sie weiterverkaufen, aufführen, für Werbeformen nutzen und in allen Medien verwenden, die in den nächsten Jahrzehnten erfunden werden - und zwar weltweit. Zurückziehen kann der Fotograf diese Rechte nicht, sie gelten für immer. Einnahmen darf er auch nicht erwarten: Die Übertragung erfolgt kostenlos. Damit geht die Rechteeinräumung deutlich weiter, als dies für den Betrieb eines solchen Bilderdienstes notwendig wäre, meinen Rechtsexperten. Beispielsweise könnte sich Adobe so eine eigene Bilddatenbank aus Nutzerbildern zusammenbauen, um sie dann an Dritte zu verkaufen - jedenfalls ist dies explizit möglich, wenn der Nutzer diesen Bedingungen zustimmt.

Die Übertragung von Rechten an nutzergenerierten Bildern und Texten ist im Web 2.0 allerdings nichts Neues: Viele Online-Firmen vom sozialen Netzwerk über den Web-Videodienst bis hin zur Bewertungsplattform für Produkte wollen möglichst vollständig von den Beiträgen ihrer User profitieren, sie zu Werbezwecken nutzen oder als Inhalt gesammelt weiterverkaufen. Mancher Anbieter lässt sich außerdem von eventuellen Schadenersatzansprüchen freistellen. Das heißt: Klagt ein Dritter gegen auf solche Plattformen eingestellte Inhalte, ist nicht etwa der Dienst haftbar, der sie (für sich selbst praktischerweise kostenlos) verbreitet, sondern der Nutzer, der Bilder und Texte produziert hat.

Es ist deshalb ratsam, vor der Teilnahme an einer neuen Plattform stets die Nutzungsbedingungen zu studieren und bei Merkwürdigkeiten besser von solchen Angeboten Abstand zu nehmen oder nach Alternativen zu suchen. Beim Fotodienst Flickr, dem aktuell populärsten Angebot auf dem Gebiet im Netz, ist die Rechteübertragung beispielsweise weniger breit als bei Photoshop Express - hier darf der Anbieter und sein Besitzer, der Portalriese Yahoo, Aufnahmen nur auf der eigenen Plattform ausstellen, was ja auch der Zweck des Dienstes ist. Außerdem werden die Rechte automatisch zurückgezogen, wenn Bilder gelöscht sind.

Manchmal hilft es auch, sich öffentlich oder im Nutzerverbund gegen schlechte Regelungen zu wehren: So musste das Studentennetzwerk StudiVZ nach massiven Protesten seiner User gegen neue Werbe- und Datenschutzregelungen Fehler einräumen und änderte sie nachträglich zum Besseren ab. Von Seiten Adobes lag am Freitag zunächst keine offizielle Stellungnahme zu den Vorwürfen um die Nutzungsbedingungen vor. Im Weblog eines Mitarbeiters hieß es allerdings, das Justiziarteam des Hauses erwäge, sie durchzugehen und gegebenenfalls zu überarbeiten. Es könne sein, dass man sich aktuell mehr Rechte sichere, als man überhaupt jemals verwenden wolle. "Wir haben von diesen Bedenken gehört und werden uns melden, wenn es etwas Neues gibt", gab der Adobe-Blogger durch.

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