Unverstandene Satire der NGO: Campact entschuldigt sich für Video

Mit einem satirischen Video wollte das Kampagnennetzwerk Campact Unterstützer gegen die Atomlobby gewinnen. Doch nicht jeder verstand die Ironie.

Und plötzlich wird der User selbst zur Zielperson des Bestechungsversuches. Bild: screenshot younuke.de

BERLIN taz | Für das Aktivistennetzwerk Campact war es eine neue Erfahrung. Zu hauf gingen bei der Organisation Protestschreiben ein. Auslöser war ein Video von Campact, in dem gezeigt wird, wie Atomkraftgegner von der Atomlobby bestochen werden sollen. Das von Campact am Montag in einem Newsletter als „heimlicher Mitschnitt aus einer PR-Agentur“ angekündigte Video war tatsächlich jedoch eine Satire. Doch bei zahlreichen Beziehern des Newsletters kam der Film nicht als Satire an.

Campact reagierte. Einen Tag später stellte das Netzwerk in einem neuen Newsletter klar, dass es sich um ein „satirisches Filmprojekt" gehandelt habe. Die Versendung des ersten elektronischen Rundbriefes wurde gestoppt, gab Campact bekannt. Nie zuvor habe „ein Campact-Newsletter eine so heftige Welle von Rückmeldungen ausgelöst wie der gestrige“, heißt es in dem Schreiben.

Dabei musste man sich schon sehr verrenken, um nicht zu erkennen, dass das angebliche Bestechungsvideo mit dem Titel "Die Ökofuzzies sind hartnäckig" ein Fake ist. Über einen Link in dem Newsletter gelangte man direkt auf die Webseite von „younuke“, die extra für das Video eingerichtet worden war.

Auffällig war schon die Kameraführung in dem Video. Das konnte kein heimlicher Mitschnitt sein. Die Protagonisten, die sich darüber unterhielten, wie sie einen hartnäckigen Ökofuzzi dazu bringen können, ihre Atomkraftpläne zu unterstützen, schauten direkt in die Kamera auch wenn sie durch das PR-Büro gingen.

Und als es dann um die „Zielperson“ des Bestechungsversuches ging, konnte der Betrachter seinen eigenen Namen in dem Video lesen. Dieser Name tauchte dann später auch auf dem Klingelschild einer Villa und einer millionenschweren Yacht auf. Spätestens hier musste klar sein: Das Ganze ist ein Fake.

Doch anstatt „für Lachfalten zu sorgen“, erzeugte der Film auch Empörung, so Campact. "Wir dachten, diese Unterstellung eines Bestechungsversuches sei so offensichtlich überspitzt, dass sie - von selbst - als politische Satire erkennbar sei." Doch „unsere Einschätzung war offensichtlich falsch“, entschuldigte sich die Aktivistenorganisation zerknirscht.

Auch zahlreiche besorgte Anfragen über den Datenschutz gingen bei Campact ein. Der Datenschutz wurde laut Campact eingehalten. „Es war und ist nirgendwo im Internet ein Film mit Ihrem Namen gespeichert“, beruhigte Campact die Bezieher des Newsletters.

Der Name war verschlüsselt in dem Link enthalten, der mit dem Newsletter zugeschickt worden war. Nur durch das Anklicken des Links erkenne der Film den Namen und zeige ihn während des Abspielens an, erklärte Campact das Verfahren. So ähnlich funktioniere es auch, wenn der Link an Freunde oder Bekannte weitergeleitet wird.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.