USA planen Gratis-Netzzugang: Diese Website wird präsentiert von...

Die US-Regierung will kostenlose Drahtlos-Internetzugänge im ganzen Land einführen. Der Haken: Es drohen Werbung und Zensur.

Internet überall und für jedermann - daran arbeiten die USA Bild: ap

BERLIN taz Die US-Telekommunikationsbehörde FCC, das Pendant zur deutschen Bundesnetzagentur, arbeitet an der Einführung eines kostenlosen drahtlosen Internet-Zugangs im ganzen Land. Damit soll der so genannte "digitale Graben", der dafür sorgt, dass ärmere Bevölkerungsteile das Internet aus Kostengründen weniger nutzen, überwunden werden. In vier Jahren soll laut der Ausschreibung die Hälfte der Bevölkerung an das neue Netz angeschlossen sein, nach einer Dekade bis zu 95 Prozent, heißt es im Projektpapier.

Die geplante Bandbreite liegt bei mindestens 768 Kilobit pro Sekunde, das entspricht der Einstiegsgeschwindigkeit drahtgebundener DSL-Anschlüsse. Damit lassen sich zwar keine hochauflösenden Filme in Sekunden übertragen, doch für das Surfen im Web, das ein oder andere YouTube-Video oder Dienste wie E-Mail und Chat wäre es völlig ausreichend. Entsprechende US-weite Funkfrequenzen für die Technik stehen laut dem FCC-Vorsitzenden Kevin Martin bereit und dürften demnächst versteigert werden. Das Unternehmen, das die Auktion im so genannten 2155 MHz-Band gewinnt, soll neben bezahlten Diensten mit höherer Bandbreite auch stets ein freies Netz offerieren müssen. Entsprechende Kandidaten bringen sich gerade in Position.

Rechnen soll sich das alles, in dem der Anbieter den kostenlosen Zugang mit eigener Online-Werbung versieht. Noch ist unklar, wie diese praktisch aussehen könnte - möglich wären zusätzliche Reklamefenster oder auch die automatische Integration von Werbung in jede angezeigte Website, die über den Zugang ausgeliefert wird. Das Vermarktungspotenzial halten Werbeexperten dank der riesigen Zielgruppe für groß - das neue Netz werde so "zu einem Angebot wie Fernsehen", hieß es. Neben der Zwangsreklame müssten die Nutzer allerdings auch noch mit anderen Nachteilen leben. Laut FCC-Planungen soll das freie Netz "Inhalte-Filter" enthalten, um "Kinder zu schützen", also vorzensiert sein. Das heißt, das beispielsweise pornografische Angebote ausgeschlossen sein könnten, außerdem anderes "obszönes Material". Weitere Angaben zu dem Filter fehlen noch.

Es ist nicht das erste Mal, dass ein freies, die gesamten USA erschließendes Netz diskutiert wird. M2Z Network, ein Unternehmen, das mehrere Jahre massive Lobbyarbeit betrieb, plante ebenfalls, solche Zugänge anzubieten und dabei hauptsächlich von Onlinereklame zu leben. Für die notwendigen Frequenzen, sonst bis zu mehrere Milliarden Dollar teuer, wollte man der FCC jeweils 5 Prozent der Werbeeinnahmen überweisen. Hinzu kämen Umsätze aus dem Verkauf der speziellen Empfangsgeräte, die für das Gratis-Netz notwendig wären. Die Telekommunikationsbehörde lehnte den Vorschlag allerdings ab, weil sie keinem einzelnen Anbieter Frequenzen ohne Versteigerung überschreiben wollte. Dennoch orientiert sich der neue Plan nun am M2Z Network-Modell. Auch dort war vorgesehen, den Internetzugang zwangsweise zu filtern. Eine Software, die im Netzwerk steckte, sollte dies übernehmen. Abschaltbar sind solche Technologien, die Kritiker an Filter in repressiven Ländern wie China oder Iran erinnern, nicht - das Internet kommt "vorgefiltert" beim Nutzer an.

Neben dem Aufbau landesweiter Netze wurde in den USA desöfteren versucht, ganze Städte mit WLAN zu versorgen - teilweise initiiert von den Kommunen. Große Projekte wie in San Francisco, dem Tor zum Silicon Valley, scheiterten allerdings oder kamen über erste Ausbaustufen nicht hinaus. Internet-Konzerne wie Google interessierten sich für den Aufbau, um genaue ortsbasierte Werbung verkaufen zu können - der Nutzer muss dabei hinnehmen, das seine Positon geortet wird. Bislang läuft ein solches freies "Google-Internet" allerdings nur in der Heimatstadt des Konzerns, Palo Alto. In Europa gilt Estland bei der Internet-Vernetzung der Bürger als führend: Hier schreiben Gesetze vor, dass jedem Einwohner ein kostenloser Basiszugang zur Verfügung stehen muss. Wo eine drahtlose Vernetzung nicht machbar ist, werden Gratis-Internet-Kioske in Geschäften angeboten.

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