Anhörung in Brüssel: EU-Kommission liebt Google-Books

Auf einer Anhörung der EU-Kommission in Brüssel macht Google Zugeständnisse. Angeboten wird eine Beteiligung an der Beaufsichtigung des Buch-Digitalisierungsprojekts.

Die öffentliche Hand schafft es nicht, Millionen Bücher zu digitalisieren. Bild: dpa

Brüssel taz | Die EU-Kommission liebt Google-Books. Bei einer Anhörung mit Verlagsvertretern und Google-Verantwortlichen am Montag in Brüssel sagten die beiden zuständigen Kommissare Viviane Reding (Autorenrechte) und Charlie McCreevy (Binnenmarkt): "Die Digitalisierung von Büchern ist eine Herkules-Aufgabe, bei der der öffentliche Sektor zwar die Federführung übernehmen muss, für die er aber auch die Unterstützung des privaten Sektors braucht." Deshalb solle in der Europäischen Union rasch eine Rechtsgrundlage geschaffen werden, die es ermöglicht, dass auch europäische Nutzer Zugriff auf die neue Datenbank haben.

Google-Sprecher Bill Echikson versicherte, dass auf Bedenken eingegangen werde. Vertreter von europäischen Verlegern und Autoren würden an der Beaufsichtigung des Projekts beteiligt. Zudem stellte Google genaue Prüfungen in Aussicht, um zu verhindern, dass englische Übersetzungen europäischer Werke digitalisiert und verkauft werden, ohne dass die europäischen Rechte-Inhaber zugestimmt haben. "Wir hören uns weltweit alle Anliegen aufmerksam an und arbeiten daran, Millionen Bücher wieder verfügbar zu machen und dabei allen Interessen zu dienen", erklärte Google.

Im Gegensatz zu den USA will Google in Europa nur Bücher einscannen, die älter als 150 Jahre sind, um Urheberrechtsverletzungen zu vermeiden. Seit 2004 hat Google schon mehr als zehn Millionen Bücher eingescannt und digitalisiert, zahlreiche davon sind allerdings mit einem Urheberrecht belegt - darunter auch Bücher deutscher Autoren.

Dan Clancy, technischer Direktor von Google, stellte auf der Anhörung in Brüssel vor allem die historischen und kulturellen Verdienste des Google-Projekts heraus: "Hinter der Idee steckt die tiefe Überzeugung, dass es eine riesige Menge Informationen von historischem und kulturellem Wert gibt, die nicht auffindbar und nicht zugänglich sind." Sein Sohn grabe sich heute genauso durch Bibliotheken und schleppe Bücherstapel nach Hause wie er selbst es vor 40 Jahren im Studium getan habe. Auch im Digitalzeitalter müssten Wissenschaftler mehr Zeit auf Literaturrecherche verwenden als aufs eigentliche Schreiben.

Genau um diesen Aspekt sei es bei den Verhandlungen mit den US-Verlagen gegangen. In einem zweiten Schritt blicke Google aber auch in die Zukunft. Die Vision sei, dass jeder Leser in seiner Lieblingsbuchhandlung E-Books kaufen und bei Google abspeichern könne. Das erspare dem Leser, seine eigene Mediathek zu verwalten. Von jedem Internetzugang aus habe er Zugriff darauf. Natürlich würden auch bei diesem Projekt die Autorenrechte voll gewahrt. In Deutschland habe kürzlich ein Hamburger Gericht die Klage der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft gegen Google-Books als aussichtslos abgewiesen.

Die grüne EU-Abgeordnete Helga Trüpel sieht den in den USA erreichten Kompromiss als positiv für die Autoren an. Sie hält es aber für problematisch, dass eine private Firma so viel Informationsmacht anhäuft "und auf dem kulturellen Erbe sitzt", wie sie der taz sagte. "Frau Reding muss sich fragen lassen, ob man nicht besser öffentliche Mittel für ein solches Projekt einsetzen sollte als es Google zu überlassen." (mit ap)

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