Videorückblick auf Apples Geschichte: Steve Jobs - Held der Keynotes

Seit der Einführung des Macs hält Steve Jobs eine gut inszenierte Rede nach der anderen. Sie sind heute Kultclips - nicht nur für Apple-Fans. Eine Rückschau.

Seine Reden haben Kultstatus. Bild: dpa

Wenn in dieser Woche in San Francisco die "Macworld"-Messe zu Ende geht, kann sich Apple-Chef Steve Jobs einmal mehr entspannt zurücklehnen: Das Event war ein voller Erfolg, auch und insbesondere wieder in der Medienrezeption. Dabei waren die Produkte, die seine Firma vorstellte, gar nicht mal besonders spektakulär: Okay, das "MacBook Air" ist tatsächlich flach und sieht gut aus, bringt aber auch allerlei technische Abstriche und einen leidlich ordentlichen Preis mit; den Online-Verleih von Filmen über das Internet ("iTunes Movie Rentals") hatte die ganze Branche erwartet und Apple ist damit keineswegs der erste Anbieter auf dem Markt; die Software-Aktualisierung zu iPhone und iPod touch ist zwar nett, aber keineswegs revolutionär und den Netzwerkdatenspeicher "Time Capsule" hat man so oder zumindest so ähnlich ebenfalls schon anderswo gesehen. Willkommen im "Reality Distortion Field", dem legendären Feld der Wirklichkeitsverzerrung, mit dem Jobs und seine PR-Profis bereits seit Jahren geschickt neue Produkte mit viel Spannung inszenieren. Das funktioniert, so viel muss man neidlos zugestehen, auch deshalb so gut, weil hinter nahezu allem, was Apple treibt, auch genügend Substanz steckt - viele Produkte sind schlicht durchdachter als bei der Konkurrenz, von der Gestaltung ganz zu schweigen. Das Design und die schönen Bilder, die Apple dank geschmackvoller Partnerauswahl (z.B. bei den Künstlern, die man in seiner iPod-Werbung feiert) garantiert, tun dann ihr übriges, um Menschen und Medien in ihren Bann zu ziehen. Nicht dass das immer so gut funktioniert hat. Jobs hat eine Ochsentour hinter sich, die zahlreiche Höhen und Tiefen hatte. Sie lässt sich gut anhand seiner "Keynote" genannten Reden nachvollziehen, die sich in Ausschnitten auf YouTube finden. taz.de hat die interessantesten Jobs-Auftritte zusammengestellt. 1983: Die Ankündigung des Macintosh "On January 24th Apple Computer will introduce the Macintosh und you will see why 1984 won't be like 1984." Herbst 1983. Es ist dunkel im Saal. Discomusik hämmert aus den Lautsprechern - eine merkwürdige Version von "What A Feeling" aus dem "Flashdance"-Kinofilm. Dann wird das Licht langsam heller und auf der Bühne sieht man einen jungen Mann im Takt wippen, dem der Ehrgeiz ins Gesicht geschrieben ist: Steve Jobs. Sein Gegner heißt noch IBM (nicht Microsoft) und der Apple-Chef liest genüsslich vor, wie sich in den davorliegenden Jahrzehnten der große Konzern und Hersteller von Großrechnern ein ums andere Mal getäuscht hat, was das Marktpotential kleiner Computer anbelangt. Abgerundet wird die Präsentation durch den Werbespot, der im kommenden Jahr, 1984, den Macintosh in den Markt einführen soll. Eine Variation auf George Orwells Vision von 1984. Und ein berühmt gewordener Werbefilm. 1984: Einführung des Macintosh "You've just seen some pictures of Macintosh. Now let me introduce it to you in person." Ein schlaksiger und noch nicht ganz 30jähriger Steve Jobs zeigt den Rechner, der dank Mausbedienung und grafischer Oberfläche die Welt revolutionieren wird. Das Projekt war mehrfach verschoben worden und lief nicht ganz so perfekt, wie Jobs das gewollt hatte. Am Ende wurden die Teammitglieder zu kleinen Popstars, die sogar in US-Wochenmagazinen abgebildet wurden. 1992: Vorstellung des NeXTSTEP-Betriebssystems "Here we are with the NeXT Computer." Keine Keynote, sondern ein Werbevideo für Jobs' zweite Firma NeXT. 1985 verließ er Apple nach einem internen Machtkampf mit dem ehemaligen Pepsi-Boss John Sculley, den er selbst ins Unternehmen geholt hatte. NeXT entwickelte eine sehr fortschrittliche Technologie, doch die Rechner waren sehr teuer. Aus Teilen von NeXTSTEP wurde schließlich das nächste Macintosh-Betriebssystem Mac OS X - Apple kaufte NeXT und holte Jobs gleich mit zurück ins Boot. 1997: Macworld Boston "Now, I like to talk about meaningful partners." Nach Jobs Rückkehr nahm sich der erst einmal Apples Geschäftsmodell vor. Die Firma war in den Jahren zuvor verlustreich geworden, auch in Sachen Innovation hakte es an allen Ecken und Enden. Der Apple-Chef, der damals noch als "iCEO" (Interim CEO) bezeichnet wurde, zeigte in dieser Keynote sein strategisches Denken: Er sorgte dafür, dass Microsoft mit seinem wichtigen Büropaket Office weiter Partner blieb und sogar bei Apple (klein) investierte. Dennoch verwunderte viele Apple-Fans die Zuschaltung Bill Gates' auf dieser Macworld. Es folgten Buhrufe und Pfiffe. "Damit es Apple gut geht, muss es Microsoft nicht schlecht gehen", hielt Jobs entgegen. Jobs selbst wirkte recht zurückhaltend bei dieser Keynote. 1998: Einführung des iMac "iMac comes from the marriage of the excitement of the Internet with the simplicity of Macintosh." Mit dem neuen und hocherfolgreichen Consumer-Rechner iMac leitete Jobs die Wende bei Apple ein. Das Gerät war im ersten Internet-Hype aus vielen Büros kaum wegzudenken, auch wenn die Eiform heutzutage leidlich merkwürdig wirkt. Die Design-Ikone wurde in zahlreichen Farbkombinationen angeboten und führte unter anderem dazu, dass auch andere Unternehmen den minimalistischen Ansatz übernehmen - der iMac hatte beispielsweise kein Diskettenlaufwerk mehr. 2000: Präsentation von Mac OS X "We're not done yet." Jobs zeigt erstmals konkrete Details zum neuen Betriebssystem Mac OS X, auf das alle Macintosh-Nutzer lange gewartet hatten. Es setzte mit seiner Optik, die Jobs als "fingerlicking good" bezeichnete, neue Maßstäbe. Auf diese Plattform, die schnell mit diversen Updates verbessert wurde, setzen auch heutige Apple-Erfolge auf, selbst im iPhone steckt ein OS X-Kern. 2000: Einführung des Cube "But there's one more thing." Nicht immer sind Apple-Produkte mit hohem Designanspruch ein Erfolg. Der G4 Cube ist das berühmteste Beispiel. Zwar waren Würfelform und Technik sehr innovativ, doch das Gerät war einfach zu teuer. Bereits ein Jahr später wurde der Rechner eingestellt. 2001: Einführung des iPod "The choice we made was music." Apples MP3-Spieler war nicht von Anfang an der Riesenhit, als den alle Welt ihn kennt. Zum Start arbeiteten iPods nur mit Mac-Rechnern und sahen (verhältnismäßig) klobig aus. Dennoch zeigte Apple hier, was es am besten kann: Technologien, die schon etwas länger auf dem Markt sind, aber noch keinen Massenmarkt erreicht haben, derart zu verbessern, dass das passiert. Die Grundlagen, die den iPod heute immer noch auszeichnen, stecken bereits im Urmodell. 2005: Übergang zu Intel "Now, let's go to a big topic: Transitions." Die Gerüchte bestanden schon länger, doch hier wurde es wahr: Apple entschloss sich, von der lange verwendeten PowerPC-Technologie auf die Intel-Plattform zu wechseln, die auch in normalen PCs steckt. Viele Mac-Fans waren geschockt, doch letztlich hat der Umstieg Apple nur geholfen: Man erhielt Zugriff auf eine bessere Mobiltechnologie, kann günstigere Komponenten verbauen und bietet mit Lösungen wie Boot Camp inzwischen die Möglichkeit, auch auf Macs Windows auszuführen. Der OS X-Nutzung hat das nicht geschadet - viele User wechseln nur dann das Betriebssystem, wenn sie wirklich müssen. 2006: "Sneak Peak" von Apple TV "This next thing is a little unusual for us." Mit Apple TV, das anfangs noch unter dem Codenamen "iTV" bekannt war, versuchte der Computerkonzern, ein Accessoire für HD-Fernseher zu etablieren. Mit dem Gerät ist es möglich, Videos vom Rechner ins Wohnzimmer zu schicken. Anfangs blieb der Erfolg allerdings aus. Mit einem Software-Update, das in dieser Woche angekündigt wurde, kann man mit der Box nun auch Filme mieten. 2007: Präsentation des iPhone "This is a day I've been waiting for two and a half years." Auch hier überraschte Jobs Experten und Fans - mit dem iPhone wurde tatsächlich eine Kombination aus Handy mit berührungsempfindlichem Display und iPod vorgestellt, dass viele Nutzer überzeugte. Inzwischen ist die Liebe, auch dank des riesigen Hypes, teilweise abgekühlt - zumindest in Deutschland, wo T-Mobile verhältnismäßig teure Tarife für das Gerät anbietet.

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