Internet-Magazin "BalkonyTV": Musikfernsehen vom Balkon

"BalkonyTV" begann als Spaß - inzwischen räumt der LoFi-Musiksender aus Hamburg international Preise ab. Der Schwerpunkt sind unbekannte Acts.

Musiksender mit Herzblut: BalconyTV. Bild: screenshot balconytv.de

Ihr Schlagzeug hat die Band "Die Schröders" zu Hause gelassen, denn heute spielt sie Acoustic. Keine fünf Quadratmeter groß ist ihre Bühne, ein Balkon über der Reeperbahn in Hamburg. Was man von der Straße aus aber kaum erahnen kann, ist bei BalconyTV zu sehen, dem Online-Kulturmagazin aus Hamburg.

Täglich geben hier Bands und andere Künstler ihr Können zum Besten. Gegründet haben das Portal www.balconytv.de im September 2007 die 24-jährige Medienkulturstudentin Johanna Leuschen und der Fernsehjournalist Lars Kaufmann. Entstanden ist die Idee jedoch schon im Sommer 2006 in Dublin. Filmemacher Stephen ORegan und seine Mitbewohner, Freunde von Leuschen, verwandelten damals ihren Balkon in eine Freiluftbühne. Was als Spaß begann, entwickelte sich bald zu einer beliebten Plattform für Künstler.

Kein Dreivierteljahr nach Sendestart wurde BalconyTV Dublin bereits mit dem Irish Digital Media Award in der Kategorie "Best Music Website" ausgezeichnet. Für ORegan wohl ein kräftiger Schub fürs Selbstbewusstsein: "Wir sind einfach gut darin, Musik unters Volk zu bringen", sagt er heute, "und wir nutzen dabei weder die Künstler noch unser Publikum aus. Ich denke, das finden die Leute gut." Mittlerweile haben schon Balkon-Besitzer aus Los Angeles, Norwegen und Rio de Janeiro bei ihm angeklopft, erster Schritt aber: BalconyTV in London.

"Die investierte Zeit und das Herzblut, das da drinsteckt, ist mit Geld gar nicht aufzuwiegen", sagt der 29-jährige Lars Kaufmann. Längst ist BalconyTV für alle Beteiligten ein Fulltime-Job, der ihnen aber nicht den Lebensunterhalt sichert.

Noch sträuben sie sich dagegen, ihre Seite mit Bannerwerbung zu "zerhackstücken". "Wir wollen unsere Idee, alles so simpel wie möglich zu halten, nicht verraten", sagt ORegan.

Mittlerweile ist BalconyTV "aus den Kinderschuhen raus", sagt Kaufmann. Zeit, sich an namhaftere Künstler zu wagen. Kleine Acts sollen aber weiter im Fokus stehen: "Wir wollen ja Aufmerksamkeit gerade für die bieten, die sie noch nicht haben. Denen hilft es aber natürlich, wenn wir mal Fettes Brot oder so bei uns hätten."

Rund 90 Prozent der Balkon-Gäste sind Musiker, was vor allem an der Plattform MySpace liegt. Viel eigene Akquise ist nicht nötig, denn das Netzwerk verknüpft sich quasi von selbst. BalconyTV hat inzwischen etwa 950 Clips mit mehr als 7.000 Klicks pro Tag. Leuschen und Kaufmann feiern in diesen Tagen ihre 300. Sendung. Für den Sommer planen sie auch Events außerhalb des Balkons, sagt Kaufmann, aber "natürlich wird die Internetseite immer unsere wichtigste Spielwiese bleiben. Sie ist unser Herzensstück."

CAROLIN NEUMANN

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