Erste lesbische Bischöfin: Registriert und gesegnet

Im schwedischen Stockholm wird weltweit erstmals eine lesbische Pfarrerin zur Bischöfin gewählt. Eine kleine aber laute Fraktion sieht deshalb die Einheit der Kirche in Gefahr.

STOCKHOLM taz | Eva Brunne schreinert gerne. Ein ungewöhnliches Hobby für eine Bischöfin? "War Jesus nicht auch Tischler?", fragt sie zurück. Jedenfalls empfinde sie den Umgang mit Hobel, Säge und Schraubenzieher als herrlich entspannend. Dass eine ihrer Lieblingslektüren Krimis sind, hält die 55-Jährige auch nicht für eine Besonderheit: "Zeig mir einen Pfarrer, der die nicht liest!"

Doch zumindest in einer Hinsicht ist ihre Wahl zur neuen Bischöfin des Stifts Stockholm der lutherischen "Svenska Kyrkan" eine Premiere. Eine weltweite. Brunne ist die erste offen lesbische Bischöfin. Mit ihrer Frau Gunilla Lindén, auch sie Pfarrerin, lebt sie in "registrierter und gesegneter" (Brunne) Partnerschaft zusammen. Die beiden haben einen dreijährigen Sohn aus einer früheren Ehe Lindéns.

Die Wahl, bei der sie sich in der vergangenen Woche mit 413 gegen 365 Stimmen durchsetzte, war nicht unstrittig. Die schwedische Kirche als Institution hat es bislang noch nicht geschafft, gleichgeschlechtliche Ehen denen von Mann und Frau gleichzustellen. Und eine kleine, aber laute fundamentalistische Fraktion hält es für "unbiblisch", wie Brunne lebt, und malt die Gefahr einer Spaltung der Kirche und einer Isolation auf internationaler Ebene an die Wand.

"Ich weiß, dass ich in Frage gestellt werde", sagt Brunne. Gerade deshalb verspricht sie, sich in ihrem neuen Amt besonders für diejenigen einzusetzen, die in der Minderheit sind, keine Stimme und keine Macht haben.

Bei ihrer Arbeit als Pfarrerin im Stockholmer Vorort Flemingsberg habe sie die schwedische Armut kennen gelernt. Und auch, dass Offenheit und Vielfalt das Motto ihrer Kirche sein müsse. "Da gibt es wenig Lutheraner, aber dafür viele Muslime und syrianische Christen. Da wird einem bewusst, dass wir nur eine Kirche unter vielen sind."

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