Anwalt der Bürgerrechtler: Starostik gegen den Staat

Kritik an staatlicher Macht gehört seit jeher zu den Tugenden von Meinhard Starostik. Früher war er 68er, dann vertrat er Flüchtlinge - jetzt sind 30.000 Bürgerrechtler seine Mandanten.

Bild: dpa

Auf den ersten Blick wirkt Meinhard Starostik überaus entspannt. Wenn er spricht, lehnt er lässig auf seinem Stuhl. Nur über seine Vergangenheit redet der 58 Jahre alte Jurist erkennbar ungern. Nicht weil er sich ihrer schäme, sagte er. Aber sie sei vergangen.

Er ist unsicher, wie man ihn wohl sieht: einen, der als Student einst glaubte, die Revolution sei unbedingt nötig. Und der sich dann auf Steuerrecht spezialisierte und Geschäftsleute vertrat. Nun vertritt Starostik die Verfassungsbeschwerde gegen das Sammeln von Telekommunikationsdaten.

Ende der 1960er studiert Starostik Jura in Berlin. Vom Sozialdemokratischen Hochschulbund rutscht er nach links bis zu den Marxisten-Leninisten. Den Abschluss macht Starostik 1973 in Bochum - als Anwalt wird er die nächsten zehn Jahre aber nicht arbeiten können. Dazu müsste er ein Referendariat absolvieren, also Staatsbediensteter auf Zeit werden. Zu dieser Zeit bedeutet das eine Regelanfrage beim Verfassungsschutz. Sowohl NRW als auch Bremen lehnen ihn wegen seiner 68er-Zeit ab. "Mir erschien das kafkaesk", sagt er heute, "ich konnte nicht fassen, welche Mühe der Staat gegen mich aufbot."

Er beendet erst einmal ein Studium der Sozialwissenschaften. Dann bringen ihn Weggefährten bei einer Import-Export-Firma unter - er holt billig Deostifte aus Spanien. Zusammen mit Freunden gründet er den deutschen Ableger des Schallplattenvertriebs Rough Trade in Wanne-Eickel, um unter anderem die Musik der englischen Band "The Smiths" auch in Deutschland zu verkaufen.

Irgendwannn sucht die Uni Bochum einen Assistenten. Starostik wird genommen, weil der Professor, der ihn einstellt, "so konservativ war, dass er sich mit Politik gar nicht beschäftigt hat". Deshalb erkennt er den ehemaligen Aktivisten nicht wieder. Nach zwei Jahren im öffentlichen Dienst kann Starostik sein Referendariat machen.

In der ersten Zeit als Anwalt vertritt er Flüchtlinge. Starostik will ihnen gegenüber den Behörden eine Stimme geben. Nach knapp zehn Jahren habe ihn die Arbeit aber aufgefressen, sagt er heute, deshalb macht er 1992 einen Schnitt: Er geht nach Berlin und spezialisiert sich auf Wirtschafts- und Steuerrecht. Anwalt des Kapitals, so hätte er es vielleicht ein paar Jahre vorher formuliert. Im Konflikt mit dem Staat Berater sein, darum gehe es ihm immer noch, so erklärt er es jetzt.

Als ein Mandant den Kontakt zu den Bürgerrechtlern herstellt, die für eine Klage gegen die Vorratsdatenspeicherung einen Anwalt suchen, sagt Meinhard Starostik zu. Fast 30.000 Vollmachten für eine Klage in Karlsruhe hat seine Kanzlei inzwischen bekommen.

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