Inselprojekt im Mittelmeer: Seerosen für Afrika

Eine Künstlergruppe und ein Ingenieur-Büro haben Rettungsinseln für Flüchtlinge entwickelt. Sie sollen im Mittelmeer installiert werden, um gekenterte Boatpeople zu retten.

Diese Flüchtlinge hatten Glück. Sie wurden gerettet. Doch viele von ihnen sterben im Meer, wenn ihr Boot kentert. Bild: dpa

BERLIN taz | Zypern, Elba, Korsika… Eigentlich mangelt es nicht an Inseln im Mittelmeer. Bald könnten aber dennoch ein paar dazukommen. Tausend, genauer gesagt. Zumindest dann, wenn das Projekt 'Seerosen für Afrika’ gelingt.

Eine Insel ist für viele etwas Fernes, ein Sehnsuchtsort, sie verheißt Rast und Erholung und ist somit immer auch ein Stück Utopie. Was das "Zentrum für Politische Schönheit" plant, klingt auch utopisch, und findet weit draußen an den Rändern Europas statt.

Die Ausgangslage: Mehr als 100.000 Menschen versuchen jährlich, Afrika in Richtung Europa zu verlassen. Allein im Jahr 2008 sind 36.000 von ihnen im Mittelmeer ertrunken. Sie alle waren auf der Flucht vor Armut, Krieg und Verfolgung in ihren Heimatländern. Europa war ihre Utopie eines besseren Lebens. Das "Zentrum für Politische Schönheit", eine Gruppe von Aktionskünstlern, will deshalb 1.000 Rettungsinseln produzieren lassen, die schiffbrüchige Boatpeople vor dem Ertrinken retten könnten.

4x4 Meter groß wird jede der Inseln sein und ausgestattet mit einem Dachgerippe für Sonnensegel, Lebensmitteln, Sicherheitsgeländer und je zwei Einstiegsleitern. Bis zu 20 Menschen könnten auf einer dieser Rettungsplattformen Platz finden.

Weil ein durchschnittlich trainierter Mensch bei schlechten Seebedingungen nicht weiter als 20 Km schwimmen kann, darf der Abstand zwischen den einzelnen Inseln nicht zu groß sein. Als Einsatzort kommen vor allem allem die Gebiete zwischen Tunesien und Lampedusa und zwischen Marokko und den Kanarischen Inseln in Frage.

Das Ingenieurbüro DUWE produziert derzeit einen Prototyp, der am 1. August 2010 vor dem Kanzleramt in der Spree getestet werden soll. Der Preis der Utopie? 1.000 Inseln würden 5,6 Millionen Euro kosten, Philipp Ruch, Chefunterhändler des "Zentrums für Politische Schönheit" nennt diese Summe im Interview mit dem Stern "eine beschämende Zahl für die deutsche Außen- und Europapolitik." Unklar ist bislang allerdings, ob Europa bereit ist, die geretteten Flüchtlinge dann auch aufzunehmen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.