"EM-Fieber" auf Phoenix: Anders als die anderen

Phoenix berichtet über die EM und will es anders machen als die öffentlich-rechtlichen Kollegen. Der Focus liegt auf den gesellschaftspolitischen Aspekten der EM.

Einer der Experten bei "EM-Fieber": Guido Buchwald. Bild: dpa

Wenn eine Drogeriekette patriotische „Soundshirts“ anbietet, die die Nationalhymne zum Klingen bringen können, und ein Sportkaufhaus Kunden mit einer „singenden Deutschlandfahne“ zu locken versucht, dann muss in diesem Wettbwerb natürlich auch das öffentlich-rechtliche Fernsehen mitspielen dürfen.

Deshalb hat der Ereignis- und Dokumentationskanal Phoenix anlässlich der bevorstehenden Fußball-EM einen Fanschal entworfen: Der ist ungefähr zur Hälfte in den deutschen Nationalfarben gehalten, und links und rechts sieht man jeweils eine Abwandlung des Phoenix-Logos auf grünem Untergrund. Musik macht der Schal aber nicht.

Auf dem schwarzrotgoldenen Abschnitt dieser seltsamen öffentlich-rechlichen Devotionalie prangt die Aufschrift "EM-Fieber". So heißt auch die Sendung, die Phoenix ab dem 6. Juni täglich zwischen 11.30 und 14 Uhr live im Programm haben wird. Warum Fußball bei Phoenix? Der Ansatz des Minisenders sei komplett anders als der der Konkurrenten, sagt Programmgeschäftsführer Christoph Minhoff. Im Mittelpunkt stünden die „gesellschaftspolitische Aspekte“ der EM. Man wolle die Berichterstattung nutzen, um „auf Europa aufmerksam zu machen“ und darauf, „was Europa für uns heute bedeutet“.

Sein Studio hat der Bonner Sender vor dem österreichischen Parlamentsgebäude aufgebaut. „Botschafter werden auftreten, Minister werden da sein, Fanprojekte werden vorgestellt“, sagt Minhoff. Auch die Wirtschaftskraft der beiden Gastgeberländer soll ein Thema sein.

Mit „EM-Fieber“ hofft Phoenix eine ähnliche Resonanz zu erzielen wie mit der Berichterstattung zur Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland. Die brachte dem Sender für seine Verhältnisse sehr gute Quoten ein (zwischen 1,5 und 2 Prozent). Für die zweieinhalbstündige Sendung hat Phoenix zwei so genannte Experten verpflichtet, die 1974 beziehungsweise 1990 mit der deutschen Nationalmannschaft den Fußball-Weltmeistertitel holten: Rainer Bonhof, derzeit für den FC Chelsea in der Region Deutschland/Österreich als Talentspäher unterwegs, und Guido Buchwald, zuletzt als Trainer beim Zweitligisten Alemannia Aachen gescheitert. Sie sollen beispielsweise die Statements von den täglichen Pressekonferenzen der deutschen Mannschaft kommentieren. Das ist in Ordnung, andere in Vergessenheit geratene Helden (Eike Immel) landeten bekanntlich im Dschungelcamp.

Allesgucker können sich in den kommenden Wochen nun der Frage widmen, welcher Nicht-Fußballsender den überflüssigsten Experten der B-Kategorie im Kader hat: Die Konkurrenten von Bonhof und Buchwald sind Fredi Bobic (N 24) und Olaf Thon (n-tv, RTL-Frühstücksfernsehen). Aber was macht eigentlich Steffen Freund, der Europameister von 1996, der bei der WM 2006 Phoenix-Experte war? Er ist am Sonnabend Ehrengast beim DKB-Oldie Cup des ESV Lok Elstal.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.