Montgomery verkauft "Berliner Zeitung" nicht: Depenbrock behält Doppelrolle

"Berliner Zeitung"-Eigner Montgomery hält fest an Chefredakteur Depenbrock und dem Engagement seines Konzerns in Berlin. Und sprach mit dem Redaktionsausschuss.

Hat nie viel genützt, der Protest der "Berliner Zeitung"-Redaktion. Bild: dpa

BERLIN taz David Montgomery (59), Vorstandschef des Mecom-Konzerns, zu dem der Berliner Verlag und damit die Berliner Zeitung gehört, hält an Chefredakteur und Verlagsgeschäftsführer Josef Depenbrock fest. Er sehe keinen Handlungsbedarf, was Depenbrocks von Redaktions- und Verlagsmitgliedern kritisierte Doppelrolle angehe, sagte er bei einem Gespräch mit den Mitgliedern des Redaktionsausschusses der Zeitung am Montag.

Die Redaktion fordert seit Monaten einen eigenen Vertreter ihrer Interessen im Verlag - Depenbrocks Doppelrolle aber bringe ihn in einen Interessenkonflikt. Depenbrock hat nach dem Abgang des Personalchefs zuletzt zudem auch dessen Position übernommen.

Ein Verkauf der Berliner Sparte des Mecom-Konzerns stehe nicht zur Debatte, sagte Montgomery laut Teilnehmern der Redaktionskonferenz weiter. Die Redaktion wurde in deren Verlauf am Dienstag von den Gesprächsergebnissen in Kenntnis gesetzt. Das Engagement von Mecom in Berlin sei möglicherweise sogar eines "für die Ewigkeit", sagte Montgomery laut einem Redaktionsmitglied. Die Redaktion hatte ihn in einem offenen Brief aufgefordert, eine neue Geschäftsstrategie zu entwickeln - unter dem Strich den strikten Sparkurs zu beenden - oder den Berliner Verlag, seit 2005 in Mecom-Hand, zu verkaufen.

Die Renditevorgaben, die aus der Londoner Zentrale gemacht würden, seien erreichbar, so Montgomery, zumal sie nicht so hoch seien, wie die Presse behaupte. Die Rede ist hier von 18 bis 20 Prozent. Die Zahl "18 Prozent" stammt aus der Verlagsleitung. Zudem seien die Renditevorgaben nicht die höchsten innerhalb der Mecom-Gruppe, so Montgomery - ein Argument, das nicht alle Mitarbeiter beruhigt. Mecom ist in mehreren europäischen Ländern auf dem Zeitungsmarkt aktiv.

Auf die Forderung der Redaktion, ein neues Redaktionssystem anzuschaffen, ging Montgomery ein - wie schon Josef Depenbrock bei einer Betriebsversammlung letzte Woche. Die Redaktion kritisiert, sie könne Montgomerys ehrgeizige Online-Strategie mit dem bestehenden veralteten System nicht umsetzen, und hat ihn aufgefordert, in die Zeitung zu investieren. Wann ein neues System angeschafft werden soll, ist noch unklar.

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