Springer nach dem PIN-Desaster: Die Döpfner-Delle

Nach der PIN-Pleite muss sich der Springer-Chef bei der heutigen Hauptversammlung unbequemen Fragen stellen.

Matthias Döpfners Ruf als Manager dem alles gelingt hat eine Delle bekommen. Bild: ap

Als am 26. Februar der Insolvenzverwalter der PIN AG einen harten Sanierungskurs inklusive massiver Entlassungen beim Briefzusteller ankündigte, hatte auch Axel Springer Neues zu vermelden. Doch nicht in Sachen PIN AG, mit der man eigentlich die gelbe Post das Fürchten lehren wollte, äußerte sich der PIN-Hauptgesellschafter Springer. "Welt-Gruppe erstmals mit Gewinn - Jubel im Springer-Newsroom", freute sich die Deutsche Presse Agentur gleich mit und lieferte über den dpa-Großkunden Springer einen ordentlichen Korrespondentenbericht.

Nun gehört es zu den einfacheren Tricks der Kommunikationsstrategen, schlechte Nachrichten mit besseren zu kontern, um nicht gar so negativ wegzukommen: Als Springer eine Woche später bekannt geben musste, dass das PIN-Debakel Abschreibungen in Höhe von 572 Millionen Euro erforderlich machte und so die Jahresbilanz des Konzerns satt ins Minus drückte, gab es für gestresste Aktionäre noch gleich ein Zückerchen dazu: Trotz dieses "Jahresfehlbetrags" von 288 Millionen Euro werde die Dividende noch mal üppig angehoben, von 3,50 auf 4 Euro, kündigte Springer an.

Unbequeme Fragen an Springer-Chef Mathias Döpfner dürfte es heute trotzdem geben: Im Ullstein-Saal der Springer-Zentrale in der Berliner Rudi-Dutschke-Straße findet heute die Hauptversammlung der AG statt. PIN war Döpfners Projekt und hat, nachdem 2007 schon die geplante Übernahme der ProSiebenSat.1-Sendergruppe abgeblasen werden musste, endgültig dem Ruf Döpfners als Manager, dem alles gelingt, eine dicke Delle versetzt. Der Lack ist ab.

Doch das macht nichts: Im Konzern zu sagen hat nur die Familie Springer - und Verlegerwitwe Friede hat Döpfner verziehen. Doch der Ausbau des Zeitungsverlags Springer zum Medienhaus lahmt, und so müssen zunächst wieder einmal die deutschen Titel für mehr Geld sorgen.

Auch deswegen bekommt der Konzernlenker heute unbequeme Fragen gestellt: Von der Rostocker Ostsee-Zeitung reisen Redakteure an, um gegen die geplante Fusion der überregionalen Teile der Redaktion mit der ebenfalls mehrheitlich Springer gehörenden Lübecker Nachrichten zu protestieren. "Da läuft aus unserer Sicht etwas grundsätzlich falsch", sagt ein Redakteur. Denn es sei nun mal ein Unterschied, ob die bundesweite Berichterstattung durch eine Mecklenburger oder eine schleswig-holsteinische Brille gesehen werde: "Unser Gebiet reicht bis zur polnischen Grenze." Und wenn schon zusammengearbeitet werden müsse, sehe eine "faire Kooperation so aus: Eine Hälfte der Redaktion sitzt in Lübeck, eine in Rostock." Mal sehen, ob sich der Konzernchef auch mit solchen Kleinigkeiten abgibt. STG

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