Nachrichtensprecher Mitri Sirin: "Manche loben mein Deutsch"

Das ZDF suchte einen Nachrichtensprecher mit Migrationshintergrund - und fand Mitri Sirin. Ab Donnerstag verliest der frühere RBB-Moderator die "heute"-Nachrichten im Morgenmagazin (ab 5.30 Uhr).

"Ich sehe mich nicht als Sprachrohr für den migrantischen Nachwuchs." Bild: zdf/wdr/martin eggert

taz: Herr Sirin, Sie sind das neue Gesicht der "heute"-Nachrichten im ZDF-Morgenmagazin. Sind Sie stolz darauf?

beerbt am Donnerstag (7. Mai) Kay-Sölve Richter als Nachrichtensprecher beim "ZDF-Morgenmagazin". Der 38-jährige Sirin moderierte von 2007 an beim RBB die Abendnachrichten.

Mitri Sirin: Ja, weil ich gedacht habe, das sei noch ganz weit weg. Ich habe mir das eigentlich nie so ganz vorstellen können. Ich habe davon nie geträumt - und wenn Dinge wahr werden, von denen man nicht geträumt hat, dann ist es noch schöner. Ich komme ja eher aus der Unterhaltung und bin erst über Umwege in die Nachrichten reingerutscht und hätte deswegen nicht gedacht, dass ich noch höher auf der Leiter steigen könnte. Darauf bin ich stolz.

Wie sind Sie zum Morgenmagazin gekommen?

Ich habe von dem Casting gehört und wurde dann auch direkt darauf angesprochen, ob ich denn nicht daran teilnehmen wolle. Im Februar bin ich dann nach Mainz gefahren, und als ich im Taxi mit einer persischen Kollegin saß, da wusste ich Bescheid: Es ist wieder eines dieser Castings, bei denen gezielt nach jemandem mit Migrationshintergrund gesucht wird. Das Casting lief dann recht gut, aber als ich nach zwei Wochen immer noch nichts gehört hatte, habe ich innerlich abgeschlossen. Mitte März kam dann doch die Zusage.

Können Sie uns den Moment der Zusage beschreiben?

Das war ganz lustig. Ich saß mit Kollegen vom WDR beim Mittagessen, als ich den Anruf bekam, und musste so tun, als wäre es ein ganz normales Gespräch. Innerlich habe ich aber jubiliert und triumphiert. Aber man behält ja noch Stillschweigen, bis der Vertrag unter Dach und Fach ist. Es war schon komisch, ich habe mich wahnsinnig gefreut, musste diese Freude aber noch verheimlichen.

Immer wenn Journalistenkollegen über Sie berichten, erwähnen sie die türkisch-syrische Herkunft ihrer Eltern. Nervt Sie das?

Nein, es stimmt ja, und darum ist das kein Problem für mich. Es gehört zur Migrationsdebatte dazu. Das ZDF hatte konkrete Vorstellungen und hat auch ganz gezielt nach einem Journalisten mit ausländischen Wurzeln gesucht. Das wusste ich ja und habe mich darauf eingelassen - ich bin jetzt der glückliche Gewinner. Nervige Gespräche, so nach dem Motto "Mensch, du kannst ja super Deutsch sprechen", die kenne ich unter Kollegen nicht. Manchmal, muss ich zugeben, mit Zuschauern. Aber das war alles immer in einem absolut normalen Rahmen.

Was sagt denn die ständige Erwähnung ihres Migrationshintergrunds über Deutschland aus?

Die Debatte, welche schon längst überfällig war, hat jetzt endlich an Fahrt gewonnen. Jahrzehnte wurde dieses Thema ignoriert, es ist ja überhaupt nichts passiert. Bis Deutschland begriffen hat, dass es ein Einwandererland ist, das ist ja erst seit fünf oder sechs Jahren so.

Sehen Sie sich als Vorbild für junge Migranten?

Wenn ich zur Speerspitze der Journalisten gehöre, die andere ermutigen, dann begrüße ich das natürlich. Aber ich sehe mich nicht als Sprachrohr für den migrantischen Nachwuchs.

Sind Sie beim ZDF eingestellt worden, weil Sie ein guter Journalist sind oder weil Sie ein guter Journalist mit einem Migrationshintergrund sind?

Das sollen andere beurteilen, das kann ich nicht sagen.

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