Neuer Sender DRadio Wissen: Mit einem Ohr im Netz

Im Januar geht das gebührenfinanzierte DRadio Wissen auf Sendung - mit ehrgeizigem crossmedialem Konzept für eine junge Zielgruppe, aber knappem Budget.

"Das Radio mit dem Internet zu versöhnen" - das ist das ehrgeizige Ziel von DRadio Wissen. Bild: dpa

Wenn Günter Müchler, der Programmdirektor des Deutschlandradios, über sein neues Programm DRadio Wissen spricht, wird er schnell euphorisch. "Wir suchen nach einem Weg, das Massenmedium Radio mit dem Internet zu versöhnen", sagt er. Dabei komme er sich vor "wie ein Pfadfinder", der das lineare Radio "so gut wie irgend möglich" mit dem Internet verbinden wolle. "Unser Ziel ist es, den Abriss der Generationen zu verhindern."

DRadio Wissen, das im Januar starten und vor allem gut gebildete, junge Zuhörer für sich begeistern soll, wird die dritte Welle des gebührenfinanzierten Senders - neben dem Deutschlandfunk und Deutschlandradio Kultur. Ein Sender, der vor allem werktags ein eigenes Programm bieten will. In der Kernzeit von 6 bis 18 Uhr ist zweierlei geplant: einmal das, was Müchler "Nachrichtenkreuz" nennt - viertelstündige News, im Wechsel über das Weltgeschehen und über Neues aus der Wissenschaft, erklärender als übliche Radionachrichten - mit weniger Themen pro Sendung, diese dafür ausführlicher. Die Zeit dazwischen will Müchler schließlich mit Kurzsendungen füllen, die schlichte Titel tragen wie "Natur" oder "Meine Zukunft". DRadio Wissen will nicht nur ein Erklärprogramm sein, es will die vielen Hintergründe auch für den schnellen Konsum portionieren.

Bis zum Abend jedenfalls, wenn erst halbstündige, später einstündige Sendungen geplant sind. Um Geld zu sparen - und natürlich auch um ganz modern daherzukommen, will der Sender dann vor allem ein "Best of" anderer Sender bieten. Dafür spricht Müchler mit ARD-Sendern ebenso wie mit der BBC und Radio France. Und er sagt: "Ein Wissensprogramm darf nicht hermetisch, sondern muss weltoffen sein." Das stoße auf "großes Interesse" bei den anderen Programmen, denen Müchler eigene Inhalte zum Austausch anbieten will. DRadio Wissen plant etwa eine eigene Reihe mit dem passenden Namen "Vorlesung".

Anders wird es am Wochenende aussehen. Dann will Müchler vor allem Sendungen seiner beiden anderen Wellen übernehmen oder wiederholen. Bei dem geplanten Budget von 6,9 Millionen Euro im Jahr - Verbreitungskosten inklusive - sei eben nicht mehr drin, beteuert der Programmdirektor. Er will für DRadio Wissen nur ein Planungsteam aufbauen. 28 sogenannte Planstellen seien dafür vorgesehen. Um die Inhalte sollen sich die Redaktionen der beiden anderen Sender kümmern. Synergien, für die es auch mehr Geld geben soll. Für die nächste Gebührenrunde ab 2013 will das Deutschlandradio einen entsprechend höheren Bedarf anmelden, bis dahin auf Rücklagen zurückgreifen und bei anderen Investitionen sparen.

Wichtig ist Müchler vor allem, dass sich DRadio Wissen, das gerade sein Studio in der Kölner Sendezentrale bezogen hat, ständig weiterentwickeln soll. Mal spricht er von einer "Werkstatt", mal von einem "Labor". Und während seine beiden anderen Sender inzwischen sehr konsequent alle Inhalte nach Ausstrahlung ins Netz stellen, soll DRadio Wissen noch weitergehen: Müchler ruft das Prinzip "Online first" für das Radio aus - und will Beiträge im Netz anbieten, sobald sie produziert sind. Auf die Ausstrahlung will er nicht mehr warten.

Und auch das wird für das qualitätsbewusste, aber auch etwas bieder daherkommende Deutschlandradio neu sein: DRadio Wissen will im Netz Debatten anstoßen und dafür viele Inhalte zur Kommentierung freigeben, wie das aus Blogs bekannt ist. "Wir werden auch unseren Fuß in die Welt der sozialen Netzwerke setzen", verspricht Müchler. Am Ende heiße das: "Wer unser Programm in Gänze nutzen will, muss auch zum Laptop greifen."

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