Frankreichs Auslandsfunk baut ab: Sechs Sprachen weniger

Frankreichs Auslandsfunk rfi will seine deutsche Redaktion schließen. Grund: "Ihre geopolitische Bedeutung ist gesunken". Auch fünf weitere Sprachen werden gestrichen.

In Deutschland wird rfi nicht mehr "on the air" sein. Bild: reuters

Am 46. Jahrestag des Élysée-Vertrags lassen die PolitikerInnen in Berlin und Paris heute wieder einmal die deutsch-französische Freundschaft hochleben. Schüler beider Länder diskutieren über bilaterale Beziehungen und lernen die jeweils andere Sprache. Unterdessen wird eine deutsch-französische Institution zerschlagen: Die deutsche Redaktion des internationalen französischen Radiosenders rfi soll im Frühjahr geschlossen werden, auch fünf weitere Sprachen sind betroffen. Die Sendeleitung verkauft dies je nach Situation als "globale Modernisierung" oder als "Sparmaßnahme".

"Ihre geopolitische Bedeutung ist gesunken", attestiert Alain de Pouzilhac den sechs betroffenen Fremdsprachen. Der gelernte Werbefachmann Pouzilhac hat, zusammen mit der Journalistin Christine Ockrent, der Lebensgefährtin des französischen Außenministers, vom Staatspräsidenten den Auftrag, die internationale Medienlandschaft der französischen Medien neu zu organisieren. Betroffen sind rfi sowie die beiden Fernsehsender France 24 und Tv5.

rfi, zu 98 Prozent staatlich finanziert, ist das erste Opfer der Sparmaßnahmen: 206 Stellen verschwinden und damit fast ein Viertel der Beschäftigten, vor allem in den Fremdsprachenredaktionen. Neben Deutsch, der (mit 120 Millionen SprecherInnen) wichtigsten Sprache in der EU, sollen auch Polnisch, Türkisch, Albanisch, Serbo-Kroatisch und Laotisch aus dem rfi-Programm verschwinden.

Die Entscheidung bei rfi ist ein weiterer Schritt bei der Zerstörung der traditionellen deutsch-französischen Institutionen. Zuvor hat das Goethe-Institut seine Niederlassungen in Frankreich reduziert und der französische Forschungsrat CNRS seine Vertretung in Bonn geschlossen, auch die Zahl der Deutschlehrer an französischen Schulen wurde radikal reduziert. Aktuell ist das sozialwissenschaftliche Centre Marc-Bloch in Berlin bedroht. Das Pariser Außenministerium hat die Subventionen für 2009 gekürzt.

Die fünf festen und 13 freien JournalistInnen der deutschen rfi-Redaktion haben in den vergangenen Wochen mehr als 1.000 Unterstützerbriefe erhalten, darunter auch vom Regierenden Bürgermeister Berlins, Klaus Wowereit, der auch als Koordinator für die deutsch-französischen Beziehungen fungiert. Am heutigen Tag der deutsch-französischen Freundschaft wollen die JournalistInnen von rfi erneut in Paris gegen das radikale Sparprogramm demonstrieren.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.