Druck auf Korrespondenten im Iran: Spanische Journalistin ausgewiesen

Die Korrespondentin der spanischen Zeitung "El País" muss den Iran verlassen. Grund ist wohl ein unliebsames Interview. Zudem wurden zwei deutsche Journalisten festgenommen.

Drei iranische Journalistinnen zünden symbolisch Kerzen an - wegen des der Verhaftung von mehr als 20 Journalisten seit 2004. Bild: dpa

MADRID taz/afp | Die iranischen Behörden haben vergangenen Sonntag der Korrespondentin der größten spanischen Tageszeitung El País, Ángeles Espinosa, die Aufenthaltsgenehmigung entzogen. Die Journalistin, die seit fünf Jahren von Teheran aus berichtet, hat zwei Wochen Zeit, um das Land zu verlassen.

"Niemand hat mir erklärt warum", beschwert sich Espinosa auf den Seiten der El País. Nur über Dritte habe sie erfahren, dass ihr wohl ein Interview mit Ahmad Montazeri zum Verhängnis geworden ist. Das Gespräch mit dem Sohn des 2009 verstorbenen, regimekritischen Großayatollahs Hossein Ali Montazeri fand im Juli in der heiligen Stadt Ghom statt. Espinosa wurde damals festgenommen.

"Wir Journalisten dürfen Teheran nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Regierung verlassen. Für dieses Interview hätte ich diese nie bekommen", erklärt die 47-jährige Korrespondentin, warum sie ohne Genehmigung reiste. Bei der Verhaftung wurden ihr der Presseausweis und Reisepass abgenommen. Ihre ständige Nachfragen beim Büro für ausländische Presse blieben unbeantwortet - bis jetzt die Ausweisung kam.

"Das Interview mit Montazeri war wohl der letzte Tropfen, der das Fass zum überlaufen brachte, aber sie waren schon länger sehr unzufrieden mit meiner Arbeit", ist sich Espinosa sicher.

Egal ob bei den Protesten nach den Parlamentswahlen im vergangenen Jahr oder gegen die geplante Steinigung Sakineh Ashtianis - Espinosa, die 2002 den prestigereichsten Journalistenpreis Ortega y Gasset in Spanien erhielt, nahm nie ein Blatt vor den Mund. "Die Toleranz gegenüber der Kritik ist mit der Präsidentschaft von Mahmud Ahmadinedschad erheblich zurückgegangen", erklärt Espinosa, die einst von Bagdad nach Teheran wechselte, in der "El País".

Ebenfalls wegen eines Interviews sind im Iran zwei deutsche Journalisten festgenommen worden, weil sie ein Interview mit dem Sohn der zum Tod durch Steinigung verurteilten Iranerin Sakineh Ashtiani führten. Das bestätigte der iranische Staatsanwalt Gholam Hossein Mohseni Edscheie am Montag gegenüber örtlichen Medien.

Offenbar handelt es sich bei den Festgenommenen um einen Fotografen und einen Reporter für ein Printmedium, die am Sonntagnachmittag ein Interview mit dem Sohn der zum Tod durch Steinigung verurteilten Iranerin Sakineh Ashtiani geführt hatten, wie die in Deutschland lebende Sprecherin des Komitees gegen die Steinigung, Mina Ahadi, der Nachrichtenagentur AFP sagte. Das Auswärtige Amt hatte bestätigt, Hinweisen auf eine Festnahme von deutschen Journalisten "mit Hochdruck" nachzugehen.

Für Reporter ohne Grenzen ist der Iran eines der Länder, in dem die Pressefreiheit am stärksten eingeschränkt wird. Bereits im vergangenen Jahr wurde der Korrespondent des britischen Fernsehsenders BBC ausgewiesen. Alle Reformblätter verschwanden von den Kiosken und das Internet wird ebenfalls zensiert. Nach Angaben der internationalen Organisation mit Sitz in Paris befinden sich derzeit neun Blogger und 26 Journalisten in Haft. Einigen von ihnen droht die Todesstrafe.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.