Computerzeitschrift "c't" wird 25: Testsieger gibt's nicht

Die Computerzeitschrift "c't" feiert in diesen Tagen ihr 25jähriges Bestehen. Aus einem Titel für Bastler wurde in bald drei Jahrzehnten das Zentralorgan der IT-Interessierten in Deutschland.

c't testet zwar Hard- wie Software, kürt aber keine Testsieger - das sollen die Leser für sich selbst entscheiden. Bild: screenshot c't

Man kann viel über Qualitätsjournalismus debattieren, aber wenn man in Deutschland IT-Autoren befragt, welchem Blatt sie in diesem Land am meisten (zu)trauen, werden vermutlich über 90 Prozent "c't" rufen. Die nunmehr seit 25 Jahren erscheinende Computerzeitschrift kann mit Fug und Recht für sich behauptet, Zentralorgan der hiesigen IT-Interessierten zu sein. Gelungen ist das dem heute alle 14 Tage erscheinenden Blatt nicht mit bunten Schlagzeilen oder Dreingaben wie kostenlosen Computerspielen, wie es die Konkurrenz gerne tut, sondern tatsächlich mit Seriosität. So testet "c't" zwar natürlich viel neue Hardware, Software und allerhand anderes Spielzeug für Computerfaszinierte. Eine Endbewertung mit Note oder Testsieger findet man in dem Blatt hingegen traditionell nicht, denn genau das wäre für den Leser wenig hilfreich, meint die Redaktion. Der soll sich lieber dank eines ausführlichen Fazits für das Gerät entscheiden, das zu seinen Einsatzzwecken passt. Die IT-Branche macht so etwas natürlich wild - schließlich kann sie sich deshalb keine "Testsieger"-Papperl des inzwischen bei 355.000 Exemplaren Auflage angekommenen Heftes auf ihre Produkte kleben. Die Startvoraussetzungen der "c't" lassen sich recht gut mit dem Adjektiv "interessant" umschreiben. Der Verlag, Heise aus der Cebit-Stadt Hannover, konzentrierte sich anfangs auf das Geschäft mit örtlichen Telefonbüchern und ging dann parallel ins Fachzeitschriftengeschäft. Mit dem Elektronikblatt "Elrad" konnte man sich eine feste Zielgruppe erobern, deren Leserschaft in jeder Ausgabe auf neue spannende Schaltpläne hoffte. "c't", anfangs ausgeschrieben als "computing today" bezeichnet, fand als 16seitige Beilage zu "Elrad" ihren Start. Im Herbst 1983 entschied sich der Verlag dann, aus dem Beiheft ein eigenes Magazin zu gründen. Die ersten Ausgaben waren noch leidlich bastlerorientiert, sprachen aber auch die in diesen Jahren stark anwachsende Zielgruppe der Heimcomputerbesitzer an, die mit Modellen wie Apple II, VC20 und C64 oder Schneider CPC ihre ersten Programmier- und Computerspieleversuche unternahmen. "c't" war im Gegensatz zu anderen Blättern nie auf ein bestimmtes Rechnermodell festgelegt, so dass man in dem Blatt in den Neunzigerjahren parallel über die Entwicklung in der PC-Welt und Neuigkeiten aus konkurrierenden Umgebungen wie dem Amiga oder Macintosh lesen konnte. Das ist auch heute noch so: Kommt eine Plattform verstärkt auf, wie beispielsweise Linux oder auch Mac OS X, widmet "c't" dem mehr Seiten. Im Laufe der Zeitschriftengeschichte wurden dabei einige Kämpfe ausgetragen. So legte man sich gerne mit Microsoft an und riskierte auch Anzeigenboykotte. 1995 kam "c't" sogar ins Fernsehen, als das Blatt über so genannte "Placeboprogramme" schrieb, die PCs mehr freien Speicher und mehr Geschwindigkeit ermöglichen sollten, in Wahrheit aber gar nichts taten. Heute ist die "c't"-Redaktion eine starke Truppe, die Redaktion mit einer Mann- und Fraustärke ausgestattet, die man sonst eher bei General-Interest-Titeln erwarten würde. Selbst das Platzen der "Dot-Com"-Blase 2000/2001 überlebte das Heft unbeschadet und setzte seine aufgrund des erhöhten Anzeigenaufkommens zuvor auf alle zwei Wochen umgestellte Erscheinungsweise ungerührt fort. Gut gelungen ist der "c't"-Redaktion auch der Sprung ins Internet. Bereits seit 1996 ist sie mit dem nach dem Verlag benannten Angebot "Heise Online" im Netz vertreten und entwickelte es schnell zum meistgelesenen IT-Angebot Deutschlands, das auch ordentliche Werbeumsätze abwirft (wie hoch die genau sind, muss Heise als privater Verlag allerdings nicht nennen). Wie die Zeitschrift in ihrer Nische kommt auch am Internet-Dienst in Deutschland niemand vorbei - "Heise Online" gehört zu den Titeln, die in den Web-Computerredaktionen die Schlagzahl vorgeben, wie das etwa "Spiegel Online" im Politikjournalismus tut. Viele Inhalte aus der Print-"c't" findet man im Netz trotz des beachtlichen Umfangs von "Heise Online" übrigens nicht. Der Grund ist simpel: Der Verlag will den Lesern nicht die Motivation nehmen, alle 14 Tage zum Kiosk zu tigern oder ein Abo abzuschließen. taz.de-Autor Ben Schwan schreibt selbst seit mehreren Jahren für "Heise Online" und gelegentlich für "c't".

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