DuMont Schaubergs Zeitungsshopping: Überredakteur Uwe

Zwischen "Berliner Zeitung" und "FR" hat das Duell um die Nummer eins im Verlag M. DuMont Schauberg längst begonnen, dabei findet der Kauf der "Berliner Zeitung" erst am Montag statt.

Zieht womöglich nicht nur um, sondern gar von dannen: FR-Chefredakteur Uwe Vorkötter wird nachgesagt, zur neuen DuMont-Tochter "Berliner Zeitung" zurückkehren zu wollen. Bild: dpa

"Natürlich würde ich mich freuen, wenn à la longue die Berliner Zeitung so etwas brächte." Dieser Satz ließ die RedakteurInnen am Berliner Alexanderplatz aufhorchen. Hatte doch niemand Geringeres als ihr künftiger Konzernherr Alfred Neven DuMont (81) auf die Frage geantwortet, ob sein Verlagshaus M. DuMont Schauberg künftig wieder bei den "überregional bedeutenden Zeitungen" mitspielen wolle. Und das auch noch in einem Interview mit dem Chefredakteur der Süddeutschen! Im künftigen konzerninternen Wettbewerb mit der Frankfurter Rundschau (FR) sieht sich die Berliner Zeitung derzeit daher klar vorn. Denn die FR erwähnte DuMont im ganzen Interview mit keinem Wort.

Ganz so weit ist es indes noch nicht: Am Montag muss zunächst einmal in London eine außerordentliche Aktionärsversammlung von David Montgomerys angeschlagener Mecom-Holding dem Verkauf der deutschen und norwegischen Mecom-Töchter zustimmen. Doch das gilt als Formsache. Auch das Bundeskartellamt hat der Übernahme von Berliner Zeitung, Berliner Kurier und Hamburger Morgenpost durch DuMont schon zugestimmt, sodass Alfred Neven DuMont und sein fürs operative Geschäft zuständige Sohn Konstantin schon am Dienstag in Berlin erwartet werden. Mit dabei sein dürfte auch FR-Chefredakteur Uwe Vorkötter (55), für ihn wird es ein "Homecoming" der besonderen Art: Schließlich hatte er 2006 im Konflikt mit dem damaligen Neueigentümer Montgomery den Chefsessel bei der Berliner Zeitung geräumt und gegen den Frankfurter Posten getauscht.

Nun soll Vorkötter offenbar für beide Redaktionen zuständig sein, die MitarbeiterInnen erwarten diese Woche klare Ansagen, wie seine neue Doppelrolle aussehen wird: Gibt er die Redaktionsleitung der FR ab, macht er den "Über-Chefredakteur" für beide Titel, oder wird eine ganz neue Position erfunden? Klar scheint zumindest zu sein, dass auch Brigitte Fehrle, bis 2006 stellvertretende Chefredakteurin der Berliner Zeitung und heute bei der Zeit, in einer noch ungeklärten Rolle wieder in der Chefredaktion Einzug hält.

Von der Personalkonstruktion erwarten sich die MitarbeiterInnen Hinweise, welches Blatt stärker von der angestrebten Zusammenarbeit der künftigen Schwestertitel profitiert. Vorkötter, der bei der FR den schwierigen Umstieg aufs kleinere Tabloid-Format managte, ziehe es geradezu zurück nach Berlin, heißt es auf den Fluren der Berliner Zeitung.

Klar ist: Vorkötters Bilanz am Main ist solide, der Auflagenschwund der FR einigermaßen gestoppt. Zusätzliche Leser hat das Blatt aber trotz des Formatwandels nicht gewinnen können. Sorgen bereiten auch die bröckelnden Anzeigenerlöse. Dazu kommt Kritik am von Vorkötter eingeführten Regionalteilkonzept: Mit der Konzentration auf nur noch drei unterschiedliche Ausgaben habe die FR den regionalen Wettbewerb so gut wie aufgegeben. Nach Meinung von Berliner RedakteurInnen ist die FR ohnehin "zu langweilig", habe zu wenig Exklusivgeschichten und werde daher im Medienkonzert kaum noch wahrgenommen - wofür allerdings nicht Vorkötter, sondern die alte Redaktion verantwortlich gemacht wird.

Egal, was morgen in Berlin verkündet wird: Heute hat erst mal Mecom-Chef Montgomery eine gute Nachricht für seine Aktionäre. Der Verkauf der norwegischen und deutschen Firmen bringt rund 150 Millionen britische Pfund ein, mit denen die Mecom-Schuldenlast von 3,6 Milliarden Pfund wenigstens etwas gedrückt werden kann.

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