Weg vom Gratis-Angebot: US-Verlag plant Zeitung auf E-Reader

Als erster großer US-Verlag will Hearst im Internet wieder Geld für Inhalte verlangen und gleichzeitig auf den Vertrieb über E-Reader setzen.

Diese Printausgabe verkaufte sich dann doch: der "San Francisco Chronicle" zur Obama-Inauguration. Bild: ap

Die Medienkrise in den USA trifft die Verlage mit voller Härte - und da sind offensichtlich unkonventionelle Ideen gefragt. Nach ersten Zeitungs- und zahlreichen Magazinschließungen will mit der Hearst Communications Inc. nun das erste große Unternehmen im Internet erstmals wieder Geld für Inhalte verlangen und gleichzeitig auch die digitalen Vertriebswege ausbauen.

Hearst will dabei laut Aussagen des Firmenpräsidenten Steven Swartz auf zwei Strategien setzen: den Vertrieb der eigenen Zeitungen und Magazine über ein Lesegerät, dessen Bildqualität an Papier herankommen soll, sowie den Aufbau von Bezahlangeboten im Internet. Passende Inhalte hat der einst von "Citizen Kane"-Vorbild William Randolph Hearst gegründete Konzern genug: Er bringt etwa den Houston Chronicle, den San Francisco Chronicle und Cosmopolitan heraus, insgesamt erscheinen mehr als ein Dutzend tägliche und fast 50 wöchentliche Blätter. Deren Inhalte stehen derzeit vor allem frei zugänglich im Netz.

Digital verfügbar sollen die nun bald mit einem eigenen Lesegerät werden, das ähnlich wie Amazons E-Book-Reader "Kindle" drahtlos über Mobilfunknetze beschickt wird. Laut einem Bericht von Fortune glaubt Hearst-Manager Kenneth Bronfin, dass die Technik "eine große Rolle in unserer Zukunft" spielen werde. Fertig und verfügbar ist das Gerät allerdings erst 2010. Hearst hat extra in eine Firma investiert, die sogenanntes elektronisches Papier herstellt, das auch im "Kindle" steckt.

Deutlich früher spürbar wird der Strategiewandel dagegen im Internet - durch den Aufbau neuer Bezahlmauern. Der Trend, nahezu alle Inhalte kostenlos ins Netz zu stellen, war in den letzten Jahren in den USA und auch in Europa eigentlich ungebrochen. So gab die New York Times Monatsgebühren für besonders beliebte Kolumnen nach der Einführung gleich wieder auf, weil das Management entschieden hatte, dass sich durch Online-Reklame mehr Umsatz generieren ließe. Ohne Bezahlmauer sei die Nutzerzahl deutlich größer und damit die Attraktivität für lukrative Werbekunden, hieß es damals von Verleger Arthur Sulzberger Junior. In Deutschland bieten Spiegel und Focus zwar ihre jeweils aktuelle Ausgabe kostenpflichtig als "E-Paper" auf Abo- oder Einzelabrufbasis auf dem PC-Bildschirm an; einige Wochen später sind Teile der Inhalte aber gratis zugänglich, sodass auch diese über Werbung refinanziert werden.

Wacker am Bezahlmodell festgehalten hat hingegen das Wall Street Journal. Bereits 2007 hatte man dort fast eine Million zahlender Kunden eingesammelt, die Jahr für Jahr 120 Dollar abdrückten. Nach der Übernahme durch Rupert Murdoch hieß es anfangs, dieses Modell sei zu überdenken, ähnlich wie bei der New York Times entgingen dem Blatt Werbeeinnahmen. Inzwischen hat Murdoch seine Meinung jedoch geändert und will die Strategie beibehalten.

Noch ist unklar, welche Zeitungen Hearst hinter der Bezahlmauer verschwinden lassen will. Warum das Unternehmen gerade jetzt handelt, scheint jedoch klar. In einem Memo der Geschäftsleitung, das dem Wall Street Journal vorliegt, heißt es dazu: "Bei der Untersuchung des Geschäftsmodells kamen wir zu dem unausweichlichen Rückschluss, dass unsere Kostenbasis signifikant den erzielbaren Umsätzen widerspricht."

Beim New Yorker Regionalblatt Newsday sollen ebenfalls bald Monatsabos für Web-Inhalte verlangt werden. Der Besitzer, das Kabelunternehmen Cablevision, der sich beim Kauf des Blattes für 680 Millionen Dollar offenbar überhoben hatte, will mit Lokalinhalten aus der Gegend um Long Island Geld verdienen.

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