Bezahlbücher auf dem Handy: Amazon setzt aufs iPhone

Wer bei Amazon elektronische Bücher kaufen will, benötigt künftig keinen teuren Kindl mehr - es reicht das iPhone. Der Verkauf von eBooks kommt langsam in Schwung.

Verbreiteter als der Kindl: Amazons neuer elektronischer Vertriebsweg (Werbung auf Amazon.com). Bild: screenshot amazon.com

BERLIN taz Es ist keine vier Wochen her, da spekulierte das britische Magazin Economist noch darüber, ob Apple in seinem iTunes-Store bald auch Bücher anbietet.

Tatsächlich ist das iPhone (und der iPod touch) gut geeignet zum Lesen - und damit praktisch der am weitesten verbreitete Reader, der an eine Plattform, nämlich iTunes, angedockt ist, über die bereits jede Menge bezahlter Content abgewickelt wird.

Wenn Apple Musik, Videos und Hörbücher verkauft, warum nicht auch Bücher selbst?

Zwar könnte Apple immer noch auf die Idee kommen, ins Geschäft einzusteigen. Doch zunächst hat Apple-Chef Steve Jobs es dem elektronischen Warenhaus Amazon selbst überlassen, die Ära des bezahlten Buches in der Apple-Welt einzuläuten: Mit einem Amazon-Reader-App für das iPhone.

Seit der Nacht zum Mittwoch können US-amerikanische iPhone-Besitzer dieses kleine kostenlose Programm auf ihr Gerät laden - und ihr iPhone oder ihren iPod Touch in einen tragbaren Kindl verwandeln.

"No Kindl required", verspricht die Amazon-Werbung.

Das stimmt allerdings nicht ganz, denn die elektronischen Abos von Zeitungen und Magazinen, die man ebenfalls für um die zehn Dollar monatlich buchen kann, lassen sich nicht aufs iPhone übertragen. Auch kann man noch keine Bücher direkt über das App kaufen. Aber das sollte nur eine Frage der Zeit sein.

Trotzdem ist das App sinnvoll: Rund 240.000 kostenpflichtige Werke bietet Amazon in den USA bereits an. Und der Kindl-Reader ist recht teuer. Das im Februar bereits in einer zweiten deutlich eleganteren Version auf den Markt gekommene Gerät kostet stolze 359 Dollar.

Es ist Bewegung gekommen in den elektronischen Buchmarkt. Google hat im Februar seine Google Book Search für die Plattformen iPhone und Android freigegeben. Dort soll man 1,5 Millionen kostenlose Bücher finden in einem Format, dass sich gut von den kleinen Handys verarbeiten lässt.

Nun gibt es schon länger Apps für das iPhone, um kostenlose Bücher etwa von der Website www.gutenberg.org aufs Handy zu laden - dies funktioniert auch auf anderen Smartphone-Typen.

Und tatsächlich wurden nach einer Rechnung des Economist bislang mehr kostenlose Reader wie Stanza oder BookZ auf das iPhone runtergeladen, als Amazon Kindles verkaufen konnte. Nur logisch also, dass Amazon versucht, seine elektronischen Bezahlbücher auch auf andere Plattformen zu bringen.

Das Geschäft mit elektronischen Büchern kommt also in Gang. Und es bleibt anzuwarten, ob die Verlage ihre Sache besser machen, als zuvor die Musikindustrie. Und ob es wirklich gerade einen "iTunes moment" (Economist) für die Buchindustrie gibt.

Geht das junge Geschäft gut, gebe es auch Hoffnung für viele Zeitungsverlage, die nach Wegen suchen, in naher Zukunft noch Vertriebserlöse zu erzielen. So kündigte der US-Verlage Hearst erst kürzlich an, einen eigenen speziellen Zeitungs-eReader auf den Markt bringen zu wollen.

In Deutschland müssen wir, wie gewohnt, noch eine Weile von Außen zusehen. Weder das neue Apple-App noch der Kindl werden bislang in Deutschland angeboten - von deutschsprachige Bezahlbücher von Amazon ganz zu schweigen.

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