Papst Benedikt und Berlusconi: Angreifer-Fanclubs auf Facebook

Schon nach der Attacke auf Berlusconi wurde der Angreifer auf Facebook als "moderner Held" gefeiert. Nun hat die Papst-Angreiferin einen Online-Fanclub. Italienische Politiker sind empört.

Umstrittene Gesellen: Papst Benedikt XVI (li.) und Silvio Berlusconi (re.). Bild: ap

ROM afp/taz | Nach dem Angriff auf Papst Benedikt den XVI während der Christmette hat sich im Online-Netzwerk Facebook schnell eine Fan-Gemeinde der Angreiferin gebildet. Bereits am ersten Tag trugen sich mehr als 150 Internet-Nutzer in den "Susanna Maiolo Fan-Club" ein. Darin wurde der 25jährigen beispielsweise der Titel einer "Olympia-Siegerin im Hürdenlauf" verliehen, weil sie die Absperrungen überwunden hatte, um sich dem Kirchenoberhaupt zu nähern. Auch private Filmmitschnitte des Angriffs, bei dem der 82-jährige Papst stürzte, aber keine Verletzungen erlitt, wurden ins Internet gestellt.

Die angeblich offenbar geistig verwirrten Frau hatte am 24. Dezember beim Einzug des Papstes in den Petersdom die Sicherheitsbarrieren überwunden und dann den 82-Jährigen am Kragen zu fassen bekommen. Als ein Sicherheitsbeamter eingriff und die Angreiferin überwältigte, kam der Papst zu Fall, konnte sich mit Unterstützung jedoch rasch wieder aufrichten und die Prozession zum Altar fortsetzen. In dem Handgemenge stürzte auch der französische Kurienkardinal Roger Etchegaray und erlitt einen Oberschenkelhalsbruch.

Die Angreiferin wurde nach einem Verhör durch die Vatikanspolizei am Freitag in eine Klinik eingeliefert. Sie hatte genau den gleichen Angriff auf den Papst bereits 2008 während der Christmette versucht, war damals aber rechtzeitig von den Sicherheitskräften abgefangen worden. Nach dem diesjährigen Zwischenfall feierte Benedikt XVI. die Christmette als wäre nichts geschehen. Aus Rücksicht auf sein hohes Alter war die Mitternachtsmesse erstmals um zwei Stunden vorverlegt worden. Der Vatikan kündigte eine Überprüfung seiner Sicherheitsvorkehrungen an.

Die Facebook-Fan-Gemeinde stellte Parallelen zu der Gewaltattacke auf den italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi her, der am 13. Dezember in Mailand mit einer kleinen Nachbildung der dortigen Kathedrale schwer im Gesicht verletzt worden war. Nach diesem Angriff war ebenfalls auf Facebook zu lesen, der Täter sei ein "moderner Held".

Unter italienischen Politikern setzte nunmehr eine Debatte ein, ob derartige Beiträge im Internet unterbunden werden sollten. Der Minister für das Regierungsprogramm, Gianfranco Rotondi, sprach von "Dummheiten", die verurteilt und "gestoppt" werden müssten. Ein Senator aus Berlusconis Partei vertrat die Ansicht, ein Online-Netzwerk dürfe nicht dazu dienen, "Gewalt zu verherrlichen".

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.