Grüne Suchmaschine: Forestlen für den Regenwald

Die grüne Suchmaschine Forestle.org spendet 90 Prozent ihrer Einnahmen zum Schutz des Regenwalds. Aber die Suchanfragen setzen mehr CO2 frei als das Googeln bei der Konkurrenz.

Forestle will mit seinem Konzept den Regenwald retten. Bild: dpa

Der Suchmaschinenbetreiber Forestle will das ökologische Gewissen von Internetnutzern erleichtern, indem er den Regenwald schützt. Über eine Million Quadratmeter Regenwald in Costa Rica hat Forestle nach eigenen Angaben seit seiner Geburt vor etwa einem Jahr gerettet. Dafür spenden die Initiatoren 90 Prozent ihrer Einnahmen an die amerikanische Naturschutzorganisation The Nature Conservancy (TNC). TNC wiederum kauft mit dem Forestle-Geld Regenwald. Die Idee zum Regenwald-Rettungs-Googeln hatte der 25-jährige Christian Kroll bei einer Weltreise. Nachdem er den Regenwald zum ersten Mal selbst gesehen hatte, setzte Christian Kroll zur Rettung an.

Momentan sei Forestle noch ein halber Familienbetrieb, sagt die Schwester des Forestle-Gründers, Jana Kroll. Mit etwa 100.000 bis 125.000 Suchanfragen pro Tag ist Forestle auch nicht besonders groß. Dabei verdient Forestle natürlich nicht an jeder Suche über das grüne Portal. „Wir verdienen nur, wenn die Nutzer bei ihrer Suche auch auf Anzeigen klicken“, erklärt Jana Kroll: „Aber sie sollen sich normal verhalten beim Suchen. Wenn einfach nur geklickt wird um den Regenwald zu retten, würde das auffliegen und unsere Werbepartner würden aussteigen.“

Die Werbepartner gehören eigentlich dem Internetportal Yahoo, mit dem Forestle zusammen arbeitet. Yahoo übernimmt die eigentliche Suche für Forestle, das grüne Suchportal leitet nur die Yahoo-Ergebnisse an den Nutzer weiter. Die Werbeeinnahmen teilen die Partner unter sich auf. Forestle setzt also quasi auf Yahoo noch einen eigenen Server drauf. Und Server stoßen CO2 aus. Die grüne Seite legt ganz genau offen, wieviel CO2 der eigene Server in die Welt setzt.

Ungefähr vier Kilogramm Kohlenstoffdioxid pro Tag setzt Forestle nach eigenen Angaben also extra frei – ohne die Rechner der Nutzer und den „Transport“ der Suchanfragen vom Forestle-Server zu Yahoo und zurück mitzuzählen. Zum Vergleich: Marktriese Google stößt nach eigenen Angaben pro Suchanfrage etwa 0,2 Gramm CO2 aus. „Für 125.000 Suchanfragen setzt Google also etwa 25 Kilogramm Co2 frei“, überschlägt Rolf Kersten von Sun Microsystems, der selbst den CO2-Ausstoß der großen Suchmaschine schon durchgerechnet hat. „Um das Forestle-System aber abschließend zu bewerten, müsste man ganz genau wissen, wie stark der Forestle-Server ausgelastet ist“, sagt Kersten. Solange der grüne Such-Server nur zu einem kleinen Teil ausgelastet ist, produziert er nämlich nicht bedeutend weniger CO2 als bei voller Auslastung.

Das zusätzliche CO2, das Forestle produziert, kommt von einem Server der nicht mit Ökostrom läuft. "Bisher konnten wir keinen Ökostromanbieter finden, der die Leistung bringt die wir für Forestle brauchen. Auf Nachfrage hieß es beim Betreiber unserer Wahl: Ja, irgendwann in Zukunft", sagt Jana Kroll. „Natürlich wäre es noch besser für die Umwelt weniger Suchmaschinen zu bemühen. Aber das ist eine Errungenschaft unserer Welt, die sich nicht mehr zurück drehen lässt. Wir sagen: Wenn schon Internet, dann so“, räumt Kroll ein.

Werben darf Forestle zwar mit der CO2-Neutralität, es stimmt aber nicht ganz: Die amerikaniasche Firma co2stats misst den Kohlenstoffdioxid-Ausstoß der Seite und kauft im selben Umfang sogenannte RECS-Zertifikate. Die Zertifikate sind mehr als umstritten, weil durch sie nicht mehr erneuerbare Energie produziert wird. „Davon geht kein Investitionsanreiz für erneuerbare Energien aus“, erklärt Holger Krawinkel vom Bereich Energie, Verkehr und Klima des Bundesverbands der Verbraucherzentrale: „Die tatsächliche ökologische Strommenge wird nicht erhöht.“

Claus Barthel vom Wuppertaler Institut für Klima, Umwelt und Energie, das teils vom Land NRW und teils durch Drittmittel finanziert wird, sieht Forestle dennoch nicht nur kritisch: „Langfristig werden da Signale gesetzt, damit sich diese Energie vielleicht irgendwann besser vermarkten lässt.“ Trotzdem sei das Ganze ein zweischneidiges Schwert. Der Kohlenstoffdioxid-Ausstoß, den Forestle selbst angibt, entspreche etwa 1500 Kilometern Autofahrt pro Monat.

Unterm Strich bleibt aber der eigentliche Sinn von Forestle – der Schutz des Regenwalds. Der funktioniert natürlich nur, wenn Forestles Rechnung aufgeht und auch auf Anzeigen geklickt wird. Trotzdem sieht Claus Barthel die Idee zunächst als Fortschritt: „Die Regenwaldrettung scheint mir eine seriöse Sache zu sein und das ist natürlich positiv. Wenn sie jetzt noch grünen Strom nutzen würden, wäre es noch besser.“

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