Test von Nachschlagewerken: Wikipedia siegt gegen Brockhaus

Die Qualität des von Hobbyautoren geschriebenen Web-Lexikons Wikipedia ist umstritten. Doch in einem Test schnitt der Online-Dienst nun besser ab als der altehrwürdige Brockhaus.

Überraschender Sieger in der Rubrik "Richtigkeit": Community-Lexikon Wikipedia Bild: dpa

BERLIN taz Für die einen ist es das beste Nachschlagewerk der Moderne, für die anderen ist es eine unzuverlässige Spielerei von Hobbyautoren: Am kostenlosen Internetlexikon Wikipedia scheiden sich die Geister. Die Anhänger sind überzeugt, mit ihrem System gegenseitiger Kontrolle Definitionsfehler nahezu ausschließen zu können. Kritiker widerum stoßen sich daran, dass Wikipedia, im Gegensatz zu klassischen Lexika, von ganz normalen Nutzern geschrieben wird - ehrenamtlich noch dazu. So sei das Web-Lexikon offen für Manipulation und oberflächliches Halbwissen.

Um diese Zweifel zu überprüfen, ließ die Hamburger Zeitschrift stern Wikipedia von Experten des Recherche-Instituts "Wissenschaftlicher Informationsdienst Köln" untersuchen. Für den Test wurden 50 per Zufallsprinzip ausgewählte Einträge aus den Fachgebieten Politik, Wirtschaft, Sport, Wissenschaft, Kultur, Unterhaltung, Erdkunde, Medizin, Geschichte und Religion überprüft. Die fünf Kriterien Richtigkeit, Vollständigkeit, Aktualität und Verständlichkeit wurden mit Schulnoten bewertet.

Wikipedia erzielte über alle Bereiche eine Durchschnittsnote von 1,7. Die Einträge zu den gleichen Stichworten im Online-Brockhaus erreichten lediglich eine Durchschnittsnote von 2,7. Ob "Hartz IV", "U2", "Penicillin" oder "Moses": Bei 43 Artikeln bekam Wikipedia bessere Noten als die Konkurrenz. Nur bei sechs Stichworten lag der Brockhaus vorn, in einem Fall erhielten beide Nachschlagewerke die gleiche Note.

Besonders gut schnitt Wikipedia in der Kategorie Aktualität ab. Dies zeigte sich etwa an folgendem Beispiel: Während im Wikipedia-Artikel zu Luciano Pavarotti dessen Ableben bereits am Todestag vermerkt worden war, erwähnte der Brockhaus-Eintrag den Tod des Tenors selbst am 2. Dezember noch nicht. Der Literatur-Nobelpreis für die Schriftstellerin Doris Lessing, in Wikipedia längst beschrieben, fehlte beim Brockhaus zu diesem Zeitpunkt ebenso.

Überraschend siegte Wikipedia beim stern-Test auch in der Rubrik "Richtigkeit". Angesichts der Tatsache, dass hier Freiwillige gratis gegen professionelle Redakteure antreten, war dies nicht zu erwarten. Einzig bei der Verständlichkeit liegt der Brockhaus vorn. Einige Wikipedia-Artikel sind für Laien schlicht zu kompliziert, viele zu weitschweifig, urteilten die Tester.

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