Facebook hollywoodreif: Hat Zuckerberg die Idee gestohlen?

Es ist noch nicht lange her, da warf Facebook StudiVZ vor, ein Plagiat zu sein. Neue aufgetauchte Emails legen nahe, dass Zuckerberg selbst die Idee zu Facebook gestohlen haben könnte.

Alles nur geklaut? Facebook-Gründer Mark Zuckerberg. Bild: dpa

BERLIN taz | Mark Zuckerberg, Gründer und Chef des sozialen Netzwerks Facebook, ist mit seinen aktuell 25 Jahren bekanntlich noch immer ein junger Mann. Umso erstaunlicher, dass die Geschichte seiner Firma mittlerweile sechs Jahre zurückreicht. Gerade mal 19 war er und Student an der Harvard University, als er die Seite im Februar 2004 startete – zur Vernetzung von US-Studenten. Heute sind über 400 Millionen Mitglieder dabei.

Jene bescheidenen Anfänge von Facebook rücken in diesen Tagen ins Schlaglicht: Das Blog "Business Insider" hat E-Mails und IM-Botschaften aus den ersten Tagen der Seite ausgegraben, in denen Zuckerberg nicht besonders gut wegkommt. Dabei dreht sich alles um die Frage, ob der heutige Internet-Promi möglicherweise ein Konkurrenzprojekt ausgebootet hat.

Um diese Frage hat es bereits einen Rechtsstreit gegeben. Die mittlerweile aufgelöste Firma "ConnectU", ebenfalls ein studentisches Projekt, war damals an Zuckerberg herangetreten, um ihn als Programmierer zu engagieren. Der soll daraufhin die Idee gestohlen und daraus Facebook gemacht haben.

ConnectU und Facebook einigten sich vor einem Jahr außergerichtlich, zu einer Entscheidung kam es nicht. Facebook übergab ConnectU ein Aktienpaket zur Kompensation, über dessen (Millionen-)Wert momentan noch immer gestritten wird – auch zwischen den ConnectU-Klägern und ihren Anwälten.

Business Insider will nun E-Mails und IMs erhalten haben, die zumindest Zuckerbergs Hinhaltetaktik gegenüber ConnectU belegen sollen. Demnach hat er gegenüber Freunden und Verwandten angegeben, er wolle lieber sein eigenes Projekt fertigstellen und die ConnectU-Macher dann eventuell bitten, doch bei ihm mitzumachen. Dazu kam es bekanntlich nicht, stattdessen setzte Zuckerberg ganz auf sein eigenes Team, zog schließlich nach Kalifornien, inklusive einer Anfangsinvestition von 500.000 Dollar.

Vieles von dem, was in den E-Mails und IMs zu finden ist, lässt sich als jugendliches Abenteuer abtun – und so bewertete ein Richter die Absprachen zwischen ConnectU und Zuckerberg denn auch als "Wohnheimtratsch". In der Tat gab es keinen Vertrag. Facebook kommentierte die Business Insider-Geschichte ausweichend: Man werde sich nicht zu Aussagen ehemaliger und aktueller Prozessgegner äußern, die die Geschichte des Unternehmens umschreiben wollten.

Aber mittlerweile legte Business Insider sogar noch nach und warf Zuckerberg vor, Accounts von Facebook-Mitgliedern gehackt zu haben – und zwar kurz nach der Gründung. Auch diese Vorwürfe sind nicht näher belegt.

Die Story rund um den Start des mittlerweile größten sozialen Netzwerks der Welt hat längst Hollywood auf den Plan gerufen. Noch in diesem Jahr soll ein Film mit dem Titel "The Social Network" in die Kinos kommen, der die Zeit der Facebook-Gründung in Comedy-Drama-Form beleuchtet. Die Dreharbeiten laufen bereits, geplanter Erscheinungstermin ist Oktober. Knapp 50 Millionen Dollar stehen dem "Fight Club"-Regisseur David Fincher zur Verfügung, um Zuckerbergs Uni-Zeit in Harvard stilecht in Szene zu setzen.

Die Voraussetzungen dafür sind gut: Das Drehbuch stammt vom renommierten TV-Autoren Aaron Sorkin, der auch die erfolgreiche (dennoch nie nach Deutschland gekommene) Serie über die Politikmacher im Weißen Haus, "West Wing", erfand. Zuckerbergs Part übernimmt der für seine Nerd-Rollen bekannte 26jährige Schauspieler Jesse Eisenberg ("Adventureland"), Facebook-Mitgründer Sean Parker, der unter anderem auch bei der Musiktauschbörse Napster mitmischte, wird von Popstar Justin Timberlake verkörpert.

Facebook selbst hält sich zum Film weitgehend bedeckt, betont aber, man arbeite nicht an seiner Umsetzung mit. Wie genau der Streifen, den Koproduzent Kevin Spacey in einem Interview als "lustiger, als viele Menschen erwarten" titulierte, die Realität abbilden wird, ist unklar. Sorkins Drehbuch basiert jedenfalls selbst auf einem Roman von Ben Mezrich ("The Accidental Billionaires"), der dem Silicon-Valley-Klatsch-Weblog Valleywag zufolge recht freizügig mit der Wahrheit umgegangen sein soll. Was stimmt und was nicht, weiß wohl nur Zuckerberg selbst.

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