Kleine Handreichung für Analoge: Wie jetzt, Internet?

Schon mal was von "Netzneutralität" gehört? Und was zum Teufel ist "Post-Privacy"? Für alle, die den Computer-Nerd-Sprech nicht draufhaben, hier ein kleines Glossar.

Vorsicht, Computer-Kellerkind! Bild: testfight/photocase

"POST-PRIVACY": Nackt ist sozial

Jeff Jarvis, Journalismus-Professor an der City University of New York, wirbt in seinem Vortrag "The German paradox" für mehr Offenheit: "Die Deutschen sind komisch. Sie wollen ihre Daten schützen, gehen aber in die Gemischtsauna." Es sei gar "antisozial", Daten für sich zu behalten, findet Jarvis. Er hält das Konzept Privatsphäre für überholt und Datenschutz mitunter sogar für schädlich. So habe er im Netz über seine Prostatakrebserkrankung und die daraus resultierende Impotenz geschrieben und damit andere Betroffene ermuntert, sich damit auseinanderzusetzen. Tabuisierte Themen würden offener diskutiert, sagen Post-Privacy-Fans, wenn alle alles über andere wüssten. Noch aber sind sie in der Minderheit. (JUS)

TWITTER: Ausgezwitschert

Während inzwischen sogar Provinzpolitiker den Kurznachrichtendienst Twitter nutzen, sieht man auf der re:publica das Thema inzwischen kritischer. Der Moldawier Evgeny Morozow stellt die These von der "Twitter-Revolution" grundsätzlich infrage. Schließlich könnten, wie das Beispiel Iran zeige, autoritäre Regime Twitter, Facebook & Co genauso nutzen wie die Oppositionellen - etwa um Aktivisten zu enttarnen, Falschinformationen zu streuen und Propaganda zu betreiben. Und wenn es den Regimes zu bunt würde, könnten sie das Netz auch einfach abschalten. Anstatt ständig zu fragen, ob das Netz gut oder schlecht für die Demokratie sei, müsse man "mit der politischen Kritik weiterkommen". (JUS)

GOOGLE: Staat vs. Konzern

Netzaktivist Ralf Bendrath zeigte sich versöhnlich: Google sei vielleicht doch kein Staat, sagte Bendrath. Während ein Staat das Gewaltmonopol habe, verfüge Google bloß über die "Herrschaft über den Suchindex". Das jedoch ist eine Menge. Ob der Internetriese so mächtig ist, es mit einem Staat aufzunehmen - darum ging es auf dem re:publica-Workshop über China und Google. Nach dessen jüngsten Rückzug stellte sich die Frage: Wer ist stärker? Der Kampf ist keineswegs ausgefochten. Google-Chef Eric Schmidt sah sich dennoch genötigt, zu widersprechen. Google verfüge über keine Polizei. Das wiederum ließ Bendrath nicht so stehen: Immerhin würde Google auf Zuruf Blogartikel löschen. (FLEE)

NETZNEUTRALITÄT: Internet für alle

"Überlässt man das Internet dem Markt oder nicht", fragt Falk Lüke von der Verbraucherrechte Verbraucherzentrale Bundesverband. Das trifft die Diskussion um die Netzneutralität gut. Die Frage ist, ob Netzbetreiber Daten ungeachtet ihres Inhalts transportieren müssen oder bestimmten Verkehr bevorzugen dürfen - etwa für Netzfernsehen oder eigene Dienste. Wenn es nach der EU geht, könne es gut sein, dass der User künftig nur abbekomme, was Premium-Angebote an Bandbreite übrig ließen, meint Constanze Kurz vom Chaos Computer Club. Kritiker fürchten zudem, dass Internet könne an Innovationskraft verlieren. "Am Ende reden wir aber auch über Meinungsfreiheit und Demokratie", sagt Kurz. (IN)

GEEKS: Cooler als die Nerds

Der Geek ist die soziale Variante des Nerds, des klassischen Computer-Kellerkinds. Der Geek beschäftigt sich mit technischen und intellektuellen Fragen, gibt seinem Laptop einen Namen und ist mit seinem Smartphone befreundet. Den Laptop versteckt er gern in einer kleidsamen Umhängetasche. Der Zeitgeist macht den Geek hip. Geek Girl zu sein, bedeutet einen eigenen Style: Sie tragen schmale Hornbrillen und - oft bunt bedruckte - T-Shirts mit hintersinnigen Sprüchen, die meist nur von anderen Geeks verstanden werden. Die re:publica ist Forum. In den USA feiern sie am 13. Juli den "Sei stolz ein Geek zu sein"-Tag ("Embrace Your Geekness Day"). JUS

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