Microsoft-Chef versteht Google nicht: "Verstehe nicht, wie das China hilft"
Steve Ballmer will sich auf keinen Fall aus China zurückziehen. Solche Angriffe wie die auf Google Mail seien nicht ungewöhnlich. McAfee dagegen hält die Attacke für raffiniert.
BOSTON reuters | Für Microsoft-Chef Steve Ballmer kommt ein Rückzug aus China, wie er offenbar von Google erwogen wird, nicht infrage. "Es gibt jeden Tag so viele Angriffe. Ich glaube nicht, dass es da etwas ungewöhnliches gab, daher verstehe ich das nicht", sagte er in Washington zu der Ankündigung Googles.
"Ich verstehe nicht, wie das irgendwie helfen soll", meinte Ballmer. "Ich verstehe nicht, wie das uns hilft und ich verstehe nicht, wie das China hilft."
Helfen würde sicher ein sauberer Programmcode aus dem Hause Microsoft, denn bei den Angriffen auf die Computersysteme von Google wurde eine bislang unbekannte Lücke bei Microsofts Internet Explorer ausgenutzt. Dmitri Alperovitch von McAfee sagte am Donnerstag, der Fehler sei noch nicht behoben und sei bei allen jüngsten Versionen des Windows-Betriebssystems zu finden.
Microsoft bestätigte in der Nacht zum Freitag die Sicherheitslücke. Bis sie geschlossen werden könne, sollten Kunden den Internet Explorer im sogenannten "geschützten Modus" und mit hohen Sicherheitseinstellungen benutzen, um die Gefahr zu mindern.
McAfee hatte nach eigenen Angaben Ende vergangener Woche den Auftrag von mehreren betroffenen Unternehmen erhalten, den Vorfall zu untersuchen. "Wir haben noch nie Angriffe mit einer solchen Raffinesse im kommerziellen Raum gesehen", sagte Alperovitch. "Wir kennen sie bislang nur aus dem Regierungs-Sektor." Die Namen seiner Auftraggeber nannte er nicht.
Google hatte am Dienstag die Hackerattacke auf seine Systeme und mehr als 20 andere Ziele öffentlich gemacht. Dem Internet-Konzern zufolge hatten die Angriffe ihren Ursprung in China. Die Regierung in Peking hat jede Verwicklung zurückgewiesen. Außer Google hat sich bislang nur Adobe Systems als Opfer zu erkennen gegeben.
Leser*innenkommentare
lurchix
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@wespe
wieso schlechte witze?
ich fand den gut, LOL
Tim Cole
Gast
Ich verstehe Google auch nicht. Die wirklich wichtige Frage ist nämlich: Warum hat Google - Firmenmotto: "Don't be evil" - seinerzeit überhaupt einen Teufelspakt mit den Machthabern in Bejing abgeschlossen? Und was stand in der Vereinbarung eigentlich drin? Niemand weiß es, weil Google grundsätzlich keine Infos rausgibt, wenn man sie nicht dazu zwingt. Paranoid, sage ich!
Evgeny Morozov hat übrigens gestern in den "New York Times" eine interessante Erklörung für Googles grandiose Fehleinschätzung des Regimes gefunden. Er macht dafür “computational arrogance” verantwortlich für deren . Da ist was dran: Wir Techies neigen schon dazu, die Welt durch eine ganz besondere Brille zu sehen. Siehe dazu meinen Blogeintrag “Eric Schmid und die Arroganz des Computers” (http://tinyurl.com/ydvn46x)
Stefan
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Es ist doch klar, dass sich Ballmer darüber aufregt bzw. die Aktion Googles nicht versteht. China ist ein immens wachsender Markt auch für die IT-Branche. Und Microsoft mit seinem omnipräsenten Betriebssystem wird dort sicherlich nicht nur den ein oder anderen Dollar verdienen.
Dass Google sich nun zurückzieht, ist eine gute Sache. Egal ob die Angriffe privaten oder staatlichen Ursprungs sind, sie zeigen dennoch das anscheinend wahre Gesicht Chinas. Und wenn man sich als Privatunternehmen damit nicht arrangieren kann oder will, dann ist es doch das gute Recht, die Dienstleistungen in diesem Land einfach einzustellen. Dass man nebenbei seine Popularität nutzt, um das Thema Menschenrechte und Meinungsfreiheit in China noch einmal in den Fokus zu rücken, ist da doch genauso richtig und wichtig. Vielleicht sollte Herr Ballmer mal etwas differenzierter über das Thema nachdenken, statt nur in seinem kaufmännischen Raster.
arribert
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Helfen würde eine Umstellung auf Linux, denn hier ist es viel schwieriger, aufgrund der Benutzerrechte, ungewollten Programmcode auszuführen. Ein Anfang wäre auch schon mal auf einen Open-Source-Browser, wie Firefox umzusteigen. Den findet man auf www.mozilla.com. Ein Linux für jedermann ist Linux-Mint oder Ubuntu, die beide aber miteinander "verwandt" sind. Beide bieten nach der Installation die wichtigsten Programme und man braucht, wie generell bei Linux auch kaum Treiber zu installieren.
Hilfe für alle Lebenslagen findet man unter www.ubuntuusers.de, hier kann man sich auch informieren, welche Hardware unter Umständen Schwierigkeiten bei der Zusammenarbeit macht.
Wenn man einen Computer für einen großen Kasten mit einem Monitor hält, kann man sich auch einen Apple zulegen, ist auch sicher und MacOS basiert wie Linux auf UNIX.
dornfelder
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das ist doch alles verlogen bis zum geht nicht mehr. Google bekommt das Mäntelchen der gerechten Menschenrechtler umgehängt, Windows macht eh alles viiiiiiel besser - aber worum es google wirklich geht, das kommt gar nicht richtig raus.
Edelweiß
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MicroSoft will natürlich unter alles Umständen verhindern, daß ein Präzedenzfall geschaffen wird!
Hyperaktives Faultier
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Vielleicht sollte man am Rande noch erwähnen, dass der Angriff vermutlich den EMailkonten chinesischer Bürgerrechtler galt und dass Google dies zum Anlass nimmt, nun die bisher tolerierte Selbstzensur nicht mehr tolerieren zu wollen.
wespe
Gast
"Helfen würde sicher ein sauberer Programmcode aus dem Hause Microsoft, ..." = hahaha, hihihi, hohoho; und ich dachte, ich mache schlechte Witze! ;-)
Wie viele Jahrzehnte gibt $-Soft sich denn noch, bis sie das mal hinkriegen?