Atommüll: Keiner will den Asse-Müll

Seit bekannt ist, dass der radioaktive Asse-Abfall in Schacht Konrad soll, regt sich Widerstand und die Forderung nach einem neuen Genehmigungsverfahren in Salzgitter.

Schacht Konrad: Atomkraftgegner bezweifeln, dass hier für den Asse-Müll überhaupt noch Platz ist. Bild: dpa

Wie ein Wahrzeichen prägt der Förderturm von Schacht Konrad die Industrielandschaft von Salzgitter. Das Eisenerzbergwerk war nur elf Jahre in Betrieb, bevor es 1975 wegen Unrentabilität wieder geschlossen wurde. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) rüstet die Grube derzeit zum Endlager um. 2014 sollen die ersten radioaktiven Abfälle eingelagert werden - abgewrackte AKW-Teile und Strahlenmüll aus Krankenhäusern, Forschungseinrichtungen und Sammelstellen.

Geht es nach dem BfS, sollen auch die Abfälle aus der Asse in Schacht Konrad. Doch es regt sich Widerstand. Als BfS-Chef Wolfram König diese Woche die Pläne zur Rückholung des Mülls aus der Asse in Wolfenbüttel vorstellte, protestierten Umweltschützer aus Salzgitter: "Konrad stoppen, jetzt erst recht", stand auf Flugblättern.

In Konrad sei kein Platz für noch mehr radioaktiven Müll, sagen die Atomkraftgegner aus Salzgitter. Laut Genehmigung dürfen bis zu 303.000 Kubikmeter schwach und mittelradioaktiver Atommüll im Schacht vergraben werden. Nach bisheriger Kalkulation fallen rund 275.000 Kubikmeter in Deutschland bis 2040 an - ohne die Asse-Abfälle, die nach Schätzungen des BfS etwa 100.000 Kubikmeter ausmachen. "Die Genehmigung für Schacht Konrad berücksichtigt die Asse-Abfälle nicht", bestätigt BfS-Abteilungsleiter Michael Hoffmann. "Man müsste für Konrad ein neues Genehmigungsverfahren durchführen."

Peter Dickel von der Arbeitsgemeinschaft Schacht Konrad verweist darauf, dass ein Teil der in der Asse lagernden Abfälle wohl gar nicht in die Kategorien schwach- oder mittelradioaktiver Atommüll fällt. Auch deshalb müsse das Planfeststellungsverfahren für Konrad neu aufgerollt werden. Und das werde dauern.

"Es ist zwar gut, die Asse-Abfälle zu bergen", sagt der Salzgitteraner Landwirt und Konrad-Kläger Walter Traube, der in Sichtweite des Schachtes seinen Hof betreibt, "aber ich wehre mich gegen die Einlagerung bei uns." Er frage sich, ob eine Zwischenlagerung nicht die bessere Lösung sei. "Die Menschheit wird es eines Tages schaffen, den Müll zu beseitigen - aber nicht, wenn er vergraben ist."

Die Betriebsräte des VW-Werks Salzgitter sowie der Salzgitter AG kündigen ebenfalls Widerstand gegen eine Einlagerung an. VW-Betriebsratschef Andreas Blechner sagt, niemand wisse genau, was sich in den Fässern befinde. "Deshalb müssten theoretisch alle Fässer geöffnet werden. Das ist nicht praktikabel." Der VW-Betriebsrat lehne die Atommülllagerung in Schacht Konrad aus Sicherheitsgründen generell ab. "Wir sind verärgert, weil bei der Endlager-Frage politisch entschieden wurde und nicht nach geologischen Aspekten." Hasan Cakir, Betriebsrat der Salzgitter Flachstahl, kritisiert, das Genehmigungsverfahren habe die Transportfrage ausgeklammert. Bei Unfällen mit Atomabfällen könne es in der Umgebung radioaktive Verseuchungen geben.

Gegeneinander ausspielen lassen wollen sich die Atomkraftgegner an den Endlagerstandorten Asse und Konrad aber nicht. "Wir ziehen an einem Strang", sagt Landwirt Traube. Und der Asse-II-Koordinationskreis hat den Umweltschützern aus Salzgitter seinerseits Unterstützung zugesagt.

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