Kommentar Freiheit der Wissenschaft: Letztes Gefecht um verlorene Ziele

Zweifellos ist der Protest gegen die zunehmende Abhängigkeit der Uni "von der Wirtschaft" berechtigt.Aber er kommt zu spät.

Zweifellos ist der Protest der Bremer Wissenschaftler gegen die zunehmende Abhängigkeit der Uni "von der Wirtschaft" berechtigt. Problematisch an ihm ist: dass er so spät kommt.

Denn er entzündet sich an der Stiftungsprofessur des Unternehmens OHB Systems. Das bezieht seinen Reichtum aus Rüstungsproduktion - ein drastischerer Verstoß gegen Ziele und Ideale, die vor 40 Jahren in der Gründungscharta der Bremer Uni festgeschrieben worden waren, ist kaum vorstellbar.

Im Klammergriff der Wirtschaft befinden sich nicht nur Bremens Hochschulen längst: Im Zuge der Bologna-Reform hat man sie zu Ausbildungsbetrieben umgebaut. Nicht aufgrund wissenschaftlicher Einsicht. Sondern aufgrund einer Politik, die dem Desiderat der Wirtschaft Folge leistete. Bremen war Vorreiter bei der Umsetzung.

Widerstand? Gabs. Von Studierenden. In ganz Deutschland ging ein einziger Professor - der Bielefelder Philosoph Peter Finke - aus Protest in den Ruhestand. Jetzt also merkt man, dass, wer die Struktur der Lehre bestimmt, auch die Inhalte der Forschung definiert - wenigstens in Bremen, wos noch jenen alten Prüfstein aus der Gründungszeit gibt. Schön, dass die Energie für ein letztes Gefecht reicht. Doch das ist nur mehr von symbolischem Wert, ein letztes Aufscheinen von Zielen und Ideen, die längst aufgegeben sind.

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Jahrgang 1972. Seit 2002 bei taz.nord in Bremen als Fachkraft für Agrar, Oper und Abseitiges tätig. Alexander-Rhomberg-Preis 2002.

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